Was will die Europäische Union am Rettungsdienst verändern?

Diese Frage wurde mir im aktuellen Henri bereits gestellt und ich stelle den Beitrag gerne hier nochmals in den Blog.

„Die EU will im Grunde gar nichts ändern.“

Der Rettungsdienst wurde in den vergangenen Jahren einfach nicht als das angesehen, was er ist, nämlich eine Leistung der Daseinsvorsorge. Die EU hat ihn vielmehr als Dienstleistung betrachtet, die man vollinhaltlich dem Vergaberecht unterwerfen kann. Die Rettungssysteme gestalten sich in Europa aber sehr unterschiedlich und haben sich historisch aus den Anforderungen und politischen Systemen der Mitgliedsstaaten geformt.
In Österreich wird der Rettungsdienst größtenteils als gemeinnütziges Freiwilligensystem – unterstützt durch berufliche Mitarbeiter und Zivildienstleistende – erbracht. Wir betreiben den Rettungsdienst „aus Liebe zum Menschen“, und nicht, um den Marktanteil zu steigern oder Gewinne zu machen. Beides steht bei kommerziellen Betreibern im Vordergrund. Zusätzlich gibt es in Wien noch das Modell der kommunalen Selbsterbringung. Aber auch da gibt es freiwillige Sanitäterinnen und Sanitäter in den Rettungsorganisationen.
Österreich hat ein qualitativ sehr gutes, flächendeckendes und notarztgestütztes Rettungswesen. Es funktioniert deshalb so gut, weil wir auf ein Verbundsystem bauen: Notfallrettung und Sanitätseinsatz können mit den gleichen Ressourcen sehr schnell und effizient bedient werden. Das hat die EU mittlerweile ebenfalls erkannt und deshalb im aktuellen Vergaberecht eine Bereichsausnahme für den gemeinnützigen Rettungsdienst geschaffen. Jetzt muss diese Regelung nur noch im nationalen Recht verankert werden. Deshalb glaube ich, dass die EU nichts an unserem gemeinnützigen und hervorragend funktionierenden Rettungsdienst ändern will.

Markus Glanzer
Markus Glanzer

Beitrag von Markus Glanzer, Bereichsleiter (acting) Einsatz, Innovation und Beteiligungen im Generalsekretariat des Österreichischen Roten Kreuzes, anlässlich der aktuellen Ausgabe des Henri – Das Magazin, das fehlt. Ausgabe 17/2014 „Wir sind die Rettung!“