ROI of Volunteerism?

Hannes Jähnert legt in seinem nagelneuen Blog dar, wie man Freiwillige Tätigkeiten monetarisieren könnte, eigentlich eher, wie man sie in Geldwert messen kann, als Anteil am BIP, oder in Form von Euros, die aufgebracht werden müssten, gäbe es die Freiwilligen nicht.

Die Methodik und die dazugehörige Diskussion wirkt interessant, weil es tatsächlich von Relevanz ist, ob ich Input- oder eher Outputseitig messen möchte, also entweder die Personalressourcen in Form von Stundenkontingenten mit fiktiven Kosten zu verrechnen (also den Input-Anteil), oder als Alternative zu überlegen, wie viel die Erstellung der vom Freiwilligensektor erbrachten Produkte kosten würden, wären sie von anderen Sektoren erbracht worden (den Output).

Grundlegendes Paradigma, das implizit angenommen wird und das bei derartigen Berechnungen auch immer unbewusst mitschwingt ist einerseits die Äquivalenz der Produkte beider Sektoren oder aber die marktkonforme Effizienz der freiwillig Tätigen – es werden also, wie bei allen ökonometrischen Modellen, die vielen verschiedenen Dimensionen sozialen menschlichen Zusammenlebens auf eine einzige Dimension reduziert. Reduziert auf den utilitaristischen und profitmaximierenden Ansatz, dass ein Euro die Einheit ist, in der alles messbar ist, dass sich sämtliche Leistungen, Produkte, Beziehungen und Gefühle auf den Nutzen reduzieren lassen, den diese einem Menschen (möglichst präferenzenstabil!) bringen. Sämtliche andere Dimensionen werden ceteris paribus vernachlässigt, wie die schönen blauen Augen auf einem Portrait verschwinden, wenn man es nur mehr schwarz-weiss entwickelt.

Gerade wenn man Freiwilligkeit als „Kitt der Gesellschaft“ oder als „essentielles soziales Kapital“ beschreiben möchte, so ist es für mich unverständlich, warum man den fiktiven monetären „Wert“ der Freiwilligkeit unbedingt errechnen möchte. In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung findet man sämtliche von Freiwilligenorganisationen angebotenen Leistungen, sobald diese in irgend einer Form „gehandelt“ werden, das Problem stellt sich also nur, wenn man dem Kind einen Gesamtwert geben möchte, den es so nicht gibt, denn für einen Preis brauche ich immer jemanden, der ihn zu zahlen auch bereit ist. Und das Argument mit dem Return on Investment (ROI), ist ja auch im Kern ein Utilitaristischer Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre, denn eine Kapitalverzinsung im engeren Sinn kann freiwilliges Engagement nie bringen, bei allem social Entrepreneurism.

5 Kommentare

  1. Hallo Gerald, vielen Dank für dein Feedback! Wie du sicherlich beim lesen meines Beitrags gemerkt hast, nähere ich mich dem Thema auch mit Skepsis bis Kopfschütteln. Im Grunde sind die Monetarisieungsversuche alle sehr klapprig auf den Beinen — meint: man braucht schon einiges an Vertrauen in vermeintlich harte Fakten, doch notwendig sind sie aus genannten Gründen (leider).

  2. Danke Hannes, ich verstehe das eh. Vieles ist aufgrund des ökonomistischen Mainstreams notwendig, wenn es auch keinen Sinn macht. Zum Glück kann man auch hin und wieder drüber schimpfen und seinen Ärger im Blog niederschreiben.

  3. Ich denke auch, dass es mehr Sinn macht, die Legitimation des Bürgerengagements politisch zu begründen statt ökonomisch.

    Bürger können helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Darin liegt der Mehrwert des Bürgerengagements. Allein die Fixierung auf die Stundenzahl des Engagements, wie in den ökonomischen Modellen, sagt noch nichts über den outcome des Engagements aus, den man mittels einer politischen/sozialwissenschaftlichen Perspektive eher erfassen kann.

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