Blogs und Web2.0 als Instrumente der Segregation?

Inspiriert durch meinen Kommentar zu einem Artikel (Nonprofits und Web 2.0) von Dr. Brigitte Reiser in ihrem Blog habe ich versucht, mich kurz intensiver mit meiner These betreffend der Web2.0 Einführung in NGOs zum Zwecke der Stakeholdereinbindung in NGOs auseinanderzusetzen.

Zudem ist es auch die Frage, ob Web2.0 da wirklich intensiv hilft, oder ob die Web-Fixierung nicht vielmehr auch zur Segregation der NGO von vielen der als Stakeholder definierten Betroffenengruppen führt?

Studien zeigen uns, dass die Begriffe des „neuen“ Web2.0 bis heute nicht einmal in den Pressestellen, also die Hauptanwender der „praktischen Kommunikation“ (in Unterschied zu den Kommunikationswissenschaftern) zum verbreiteten Wording gehören. Hinsichtlich der Nutzer des Internets gibt es bereits eine starke soziale Ungleichheit, wie nicht nur der Austrian Internet Monitor von Integral zeigt. Das Internet in Österreich ist ein vorwiegend männliches Medium, das signifikant Menschen über 50 und Personen ohne Matura nicht erreicht. Zudem ist das Internet ein „Mittelklasse-Medium“ eine Distinktion des „Bildungsbürgertums“, das speziell unterprivilegierte Schichten durch deren Nichtpartizipation von kulturellem Kapital ausschließt.

Versucht man nun, den Hype rund ums Web2.0 – und damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage – weiter in dieses Kalkül zu integrieren, so wird die Segregation noch deutlicher. Ist das „Internet“ noch für große Teile der Mittelschicht nicht nur ein Begriff, sondern schon eine etablierte Kulturtechnik, so führen Blogs, Podcasts und Wikis in diesen Milieus sogar manchmal noch zu Verstörung und Ungläubigkeit. Das Phänomen ist wohl zur Zeit noch auf eine kleinere Gruppe von Spezialisten, um nicht zu sagen Freaks, beschränkt.

Wenn Frau Reisner nun fordert:

Es ist Zeit, diese Art der one-way communication zwischen Sozialorganisation und den Stakeholdern hinter sich zu lassen. Nonprofits müssen sich nach außen hin öffnen und externe Akteure besser in die Organisation integrieren. Das geht sehr gut über Weblogs, Podcasting, Communities, Wikis usw. Auch hier gilt der Satz: wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

so ist der erste Teil ja zumindest überlegenswert, das hauptsächliche Einbinden dieser Stakeholdergruppen über die Methodik des Web2.0 ist aber mit Sicherheit diskriminierend. Gerade Organisationen, deren Klienten in bildungsfernen Milieus beheimatet sind, werden mit den Mitteln des Internet schwer zielgruppenadäquate Einbindungsstrategien entwickeln können.

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