Interessante Einblicke in das Netzwerk der Hilfe

Rezension zum Buch Robert Dempfer (2009): Das Rote Kreuz: Von Helden im Rampenlicht und diskreten Helfern. Wien:Deuticke. ISBN-13: 978-3552060920 Links: Verlag | Amazon.at

Das Rote Kreuz. Von Helden im Rampenlicht und diskreten Helfern
Das Rote Kreuz. Von Helden im Rampenlicht und diskreten Helfern

Die Geschichte des Roten Kreuzes mit seiner Gründung durch den Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant, nachdem dieser in Solferiono zum Zeuge des Leidens im Krieg geworden war, ist inzwischen zum Allgemeingut und – zumindest in Westeuropa – zur allgemein bekannten „Folklore“ geworden.

Doch das Rote Kreuz ist kein Orden von Gutmenschen, die in der Tradition ihres Gründers helfen und darüber schweigen. Robert Dempfer schildert in seinem Buch nicht nur die Gründung dieser weltweit tätigen Organisation, sondern auch die Herausforderungen, denen sich die Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen 150 Jahren stellten und die Entwicklungsschritte zum hochprofessionellen und multinationalen Netzwerk der Hilfe, als das sich das Rote Kreuz heute präsentiert.

Das Buch ist keine sozialwissenschaftliche Monographie mit hunderten Zitaten und Quellennachweisen, sondern ein gut recherchiertes und leicht zu lesendes Buch, das die Leser nach und nach in das Thema einführt, ohne durch detaillierte Informationen den Konsumenten über Gebühr zu beanspruchen.

Einzelne Abschnitte und Kapitel sind jeweils abgeschlossene Berichte zu verschiedenen Themenkomplexen, die auch unabhängig voneinander konsumiert werden können.  Der erste Abschnitt „Die Manager der Menschlichkeit“ beschreibt die Gründung und die Entstehung des weltweiten Rotkreuz-Netzwerks von Solferino über die Herausforderungen im ersten Weltkrieg, die Helfer unter Hitler bis hin zu den „modernen Kriegen“ und der humanitären Welt nach 9/11. Der zweite Teil schildert die Geschichten einzelner Personen „pars pro toto“ um die ganze Bandbreite der humanitären Arbeit abzubilden: IKRK-Delegierte, Rettungssanitäter, Kriegschirurgen, aber auch die so genannten „Popstars der Hilfe, wie Bernhard Kouchner oder Bob Geldof. Diese Portraits zeigen allerdings nicht immer nur die positiven Geschichten des Helfens.

Der letzte Teil ist ein Nachschlagewerk für alle, die selbst helfen wollen. Eine Typologie humanitärer Organisationen hilft mit, das richtige Feld für eigenes Engagement zu finden, Kontaktdaten der Organisationen im deutschsprachigen Raum findet man im letzten Teil des Buchs.

Ein Zitat aus dem Teil „Popstars der Hilfe“: „Bernard Kouchner, Arzt, Ex-Kommunist, aus der Partei ausgeschlossener Sozialist und seit 2007 Außenminister der französischen Regierung unter dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy, protestiert. So wie immer, wenn er eine Ungerechtigkeit bemerkt. Kouchner ist ein lupenreiner Achtundsechziger, einer aus jener Protestgeneration, die sein heutiger Präsident noch im Wahlkampf scharf attackiert hat.“

Man merkt, dass der Autor ein Experte ist, der selbst viele Jahre Erfahrung beim Roten Kreuz hat, der selbst dabei war und nicht nur aus der Entfernung berichtet. In der Reportage über einen Nachtdienst am Rettungswagen in Klagenfurt hat man das Gefühl, selbst dabei zu sein.

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