Christian Henner-Fehr diskutiert in seinem Blogbeitrag Twittern: darf es auch persönlich sein? den Unterschied in der Kommunikation zwischen Twitter-Accounts von Organisationen, also sozusagen Corporate Accounts (wenn auch Corporate in diesem Falle solche von Organisationen mit einschließt), und andererseits persönlichen Accounts bei Twitter.
Ist es ein reiner Unternehmensaccount, bei dem die Follower unter Umständen gar nicht wissen, wer da twittert, dann sind die Tweets in der Regel sehr unpersönlich. […]
In der Tendenz dürfte sich die von Johannes Reiss und mir geäußerte Vermutung, dass die Art des Twitterns von der Art des Accounts (Unternehmen/Individuum) abhängt, bestätigen. Nicht geklärt ist aber die Frage, welcher Ansatz erfolgreicher ist?
Ich finde, das ist ein sehr interessantes Phänomen, das sich aufgrund der Art und der Struktur der vertretenden Organisation, für die man im Sinne einer Organwalterschaft das online-Sprachrohr wird, durchaus verändert.
Dass auch die „persönlichen“ Accounts nicht die wahre Persönlichkeit ihres nicht-virtuellen Alter Egos repräsentieren ist anzunehmen. Gerade wenn man an Reputation Management im Web denkt, an den virtuellen Jahrmarkt der Eitelkeiten, zu dem Twitter ja auch manchmal verkommt, denn was ist soziales Handeln (sei es nun online oder offline) oftmals, als die Explikation von Distinktionen, das Etablieren von mehr oder weniger feinen Unterschieden?
Natürlich unterscheiden sich die Ziele des privaten und des organisationalen „fishing for distinction“ und damit auch die eingenommene Kommunikationsform in allen ihren Facetten (also Sprache, Häufigkeit, Themen, Diskussionsfreude, Agressivität, …). Stimmigkeit und Authentizität ist eines der angestrebten Ziele, denke ich mir, und das scheint bei Corporate Accounts deutlich komplexer, weil man natürlich auch mit der Organisationsinternen Realität konfrontiert wird. Zudem werden von Seiten der EmpfängerInnen alle Aussagen, die im virtuellen „Gezwitschere“ abgesondert werden, direkt auf die vertretene Organisation verbucht. Das sind zwei reale Einflüsse auf die Kommunikationsstruktur von Coporate Accounts, die es schwierig machen, gleich spontan und persönlich zu sein, wie das ein persönlicher Account tun kann.
Das ist beispielsweise ein Grund, warum ich selbst zwei verschiedene online-Accounts habe, Als redcrosswebmaster die Person Gerald Czech und als roteskreuzat die Organisation, die ich vertrete. Gerade bei der Vertretung einer Organisation, die aufgrund ihres Selbstverständnisses sehr auf die Neutralität ihrer Aussagen achtet, ist es oftmals schwierig, Dinge direkt als Organisation zu sagen – daher auch das alter Ego des Webmasters, oder die Blogs. Natürlich ist auch für den redcrosswebmast-Account nicht alles möglich. Aus Parteipolitischen Diskursen klinke ich mich genauso aus, wie in Weltanschaulichen oder religiösen Debatten – auch wenn es oft juckt …