Lidwina Dox koordiniert die Rotkreuz-Hilfsaktivitäten auf der griechischen Insel Lesbos und berichtet für uns von ihren Eindrücken.
Der jetztige Einsatz hat mich nach Griechenland gebracht. Ich bin IFRC-Field-Coordinatorin für die Insel Lesbos. Gemeinsam mit dem Helenischen Roten Kreuz und einer Gruppe von internationalen Delegierten versuchen wir die Menschen, die auf Lesbos ankommen, bestmöglich zu unterstützen.
60 Prozent der Flüchtlinge und Migranten, die sich auf Booten von der Türkei nach Griechenland wagen und sich anschließend weiter nach Mitteleuropa bewegen, landen auf Lesbos. Insgesamt waren es 2015 etwas mehr als 500.000 Menschen. In Anbetracht dessen, dass die Insel selbst nur 86.000 Einwohner hat, eine unglaublich hohe Zahl.
Die zahlreich präsenten Hilforganisationen haben unterschiedliche Mandate. Unsere Aktivitäten sind vielseitig. Im Norden (Windy Ridge), wo die meisten Menschen auf völlig überfüllten Booten ankommen, hilft unser Rescue-Team den erschöpften Menschen ans Land. In einem Transitlager, gleich an der Küste, bieten wir ihnen Erste-Hilfe-Maßnahmen, psychologische Unterstützung und mobile Handyladestationen an. Nach ein paar Stunden reisen sie mit Bussen in den Süden der Insel nach Moria weiter. Dort werden sie im Camp registriert und – wenn es sich um syrische Flüchtlinge handelt – weiter nach Kara Tepe, ebenfalls ein Camp, gebracht.
In beiden Camps versorgen wir sie mit Kleidung, Hygieneartikeln und Nahrung sowie abermals mit den mobilen Ladestationen und Internet. Auch Familienzusammenführung wird angeboten.
Der Ablauf verläuft mittlerweile reibungslos – vor allem jetzt im Winter, in dem die Anzahl der ankommenden Menschen stark gesunken ist. In den ersten Jännertagen hatten wir durchschnittlich nur um die 800 bis 900 Menschen täglich. Das ist wahrscheinlich auch auf das teilweise wirklich stürmische Wetter zurückzuführen, das eine Überfahrt am Meer in diesen völlig überfüllten Booten sehr gefährlich macht.
Nach ein bis Tagen auf der Insel reisen sie bereits auf einer sicheren Fähre weiter nach Athen oder Kavala. Von dort aus geht es weiter in Richtung Idomeni, dem Grenzübergang zu Mazedonien. Auf diesem Grenzübergang dürfen angeblich tatsächlich nur mehr Syrer, Afghanen und Iraker nach Mazedonien einreisen. Unklar ist derzeit, wo sich die anderen hinbewegen…
Das Rotkreuz-Team hier ist einfach großartig! Obwohl ich erst seit wenigen Tagen da bin, haben wir uns schon gut eingespielt. Es lauft soweit reibungslos, wir sind alle total motiviert und haben unheimlich viel Spaß an der Arbeit. Und zu allem Überfluss haben wir auch noch Glück mit der Insel – sie ist prachtvoll.