Botschafterbesuch

Hintergrund
Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) unterstützt seit 1997 das Laotische Rote Kreuz (LRC) im Gesundheits, – Wasser- und Sanitätsbereich in 3 Provinzen: Bokeo, Luang Prabang und Oudomxay. Gleichzeitig leistet das ÖRK Kapazitätsaufbau für das LRC.
Seit Anfang 2009 konzentriert sich das ÖRK auf die Provinz Bokeo.

Und ich bin nicht nur die erste Österreicherin, die für das Rote Kreuz in Bokeo arbeitet, sondern überhaupt die erste Österreicherin, die hier in Bokeo arbeitet! (Ausser mir gibt es in ganz Laos nur 4 Österreicher/innen, die hier arbeiten.)

Bokeo
In Laos leben 47 verschiedene Ethnien, 34 davon in der Provinz Bokeo. Übertroffen wird diese Zahl nur noch von der Nachbarprovinz Luang Nam Tha. Manche Dörfer liegen an Strassen, aber nur wenige davon sind asphaltiert, viele Dörfer sind überhaupt nur per Boot zu erreichen.

Der Botschafter kommt!
Alle sind aufgeregt, viele bürokratische Hürden sind zu nehmen und Behörden zu verständigen, aber dann ist er da: der österreichische Botschaft für Laos, Herr Mag. Riedel.

Hürden auf der Fahrt ins Projektgebiet

Nachdem wir die Bedenken der Behörden ausräumen konnten, dass eine Bootsfahrt auf dem Niedrigwasser führenden Fluss zu gefährlich sei – man ist natürlich sehr um das Wohl so einer wichtigen Person bekümmert –  konnte die Reise beginnen. Fast. Nach einer ca. 15 minütigen Fahrt halten wir am Ufer des Nam Ngang – übersetzt heisst das: verrückter Fluss, und zwar dort, wo er in den Mekong mündet.

Obwohl man schon früh einen Mitarbeiter vorausgeschickt hat, ist es nicht so leicht, 2 Boote aufzutreiben. Im Ausgansdorf wird gefeiert, nachdem dann endlich zwei Boote mit dazugehörigen Besitzern und Bootshelfern aufgetrieben sind, müssen die Boote noch repariert werden. Nach knappen 2 Stunden ist es dann so weit: wir können aufbrechen.

Wir fahren den Nam Ngang hinauf, vorbei an Algen grasenden Wasserbüffeln, im Wasser spielenden Kindern, Wäsche waschenden Frauen, mit Netzen fischenden Buben und an im Fluss befestigten kleinen Turbinen, welche Wasserpumpen antreiben.

Immer wieder muss unser Bootshelfer aussteigen und mithelfen, denn der Motor ist nicht stark genug, unser Boot über die Stromschnellen stromaufwärts zu tragen. Eimal sind die Stromschnellen so stark, dass wir aussteigen und ein Stück zu Fuss gehen müssen. Später geht eine Bootschraube kaputt, aber Gott sei Dank haben wir eine Ersatzschraube mit.

Im Projektdorf Nam Ley

Von den Dorfbewohnern werden wir herzlich empfangen. Die meisten Menschen leben hier von Subsistenzwirtschaft: Reis- und Maisanbau, Hühnerzucht, manche besitzen Schweine oder Büffel, andere sind Fischer. Bambus wird für Zäune und zum Hüttenbau verwendet, auch ein bisschen Gemüse baut man an. Heuer hat das Dorf erstmals Gummibäume gepflanzt: insgesamt 20.000 Bäume. Den begehrten Kautschuk kann man aber frühestens in 7 Jahren ernten.

Im Dorf leben ca. 360 Einwohner, 71 Familien in 55 Haushalten.
2003 hat das Rote Kreuz hier 3 Dorfbewohner in Erster Hilfe ausgebildet. In einem abgeschiedenen Dorf wie Nam Ley ist es besonders wichtig, dass im Bedarfsfall eine ausgebildete Person direkt im Dorf ist, die Erste Hilfe leisten kann. Diese Freiwilligen haben einen Erste-Hilfe-Koffer erhalten, dessen Inhalt alle 3-4 Monate vom Roten Kreuz aufgefüllt wird. Die Rot-Kreuz-Freiwilligen übernehmen aber noch eine andere Aufgabe: In LRC-Trainings erfahren Sie unter anderem, wie man vor allem durch verbessertes Hygieneverhalten und die Benützung von Latrinen Krankheiten vorbeugen kann und dieses Wissen geben Sie an ihre Mitbewohner im Dorf in monatlichen Treffen weiter.

Man berichtet uns, dass früher viele Dorfbewohner unter Durchfallerkrankungen litten. Seit die Menschen hier ein besseres Verständnis dafür entwickelt haben, wie sie duch verbessertes Hygieneverhalten diesen Krankheiten vorbeugen können, sind die Erkrankungen stark zurückgegangen. Auch die Verwendung von Moskitonetzen hat die Zahl der Malariaerkrankungen auf ganz wenige Fälle pro Jahr reduziert.

Wir erhalten eine Führung durchs Dorf und besichtigen ein paar der 7 Wassersysteme, die das Rote Kreuz 2007 errichtet hat. Teil des Rot-Kreuz Trainings war auch die Errichtung eines Wasserkommittees, welches für die Erhaltung und Sauberkeit der Wasserstellen zuständig ist. Alle Dorfbewohner zahlen einen geringfügigen monatlichen Betrag, um allfällige Reparaturarbeiten finanzieren zu können.
Erst wenn gewisse Voraussetzungen das Hygieneverhalten des Dorfes betreffend erfüllt sind, kann das Dorf einen Antrag zur Unterstützung beim Bau eines Wassersystemes beim Roten Kreuz stellen. Dieses errichtet dann gemeinsam mit den Wasserbehörden des Distriktes in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern die Wassersysteme und trainiert die Wasserkommittees. Diese Vorgangsweise soll sicherstellen, dass die Wassersysteme auch nachhaltig sind. Sie zeigt auch Erfolg, denn nur wenn die Motivation stark genug und das Hygienebewusstsein vorhanden ist, sind die Dorfbewohner auch bereit, den monatlichen Betrag zu zahlen und für die Erhaltung und Reparatur zu sorgen. Für den Bau von Latrinen gilt die gleiche Vorgangsweise.

Das Dorf hat 1 Schule mit 2 Klassenräumen. In einem Raum wird die 1. Klasse unterrichtet, im zweiten Raum die 2. und 3. Klasse gemeinsam. In diesem Raum sind die Tafeln an zwei gegenüberliegenden Seiten angebracht, sodass die 2. Klasse auf die eine und die 3. Klasse auf die andere Tafel sehen kann. D.h. die Klassen sitzen mit dem Rücken zueinander, werden aber von einem Lehrer unterrichtet. Der Unterricht findet auf laotisch statt, obwohl die Hmong eine eigene Sprache sprechen und sogar eine eigene Stammesreligion haben. Hmong wird als Freifach gelehrt, aber nicht alle im Dorf können die Sprache auch lesen oder schreiben.

Die Glückszeremonie
Extra für uns wird Baasi – eine Art Glückszeremonie – gefeiert. Drei Mädchen erscheinen in ihrer Tracht, mit einer schwarzen Haube und bunt bestickten Kleidern. Jede ihrer Bewegungen verursacht ein leises Klimpern. Dieses rührt von den Silbermünzen, welche an ihrem Gürtel befestigt sind und aus der Zeit stammen, als Laos noch zu Französisch-Indochina gehörte. Die älteste Münze, die ich sah, stammte aus 1901!

Wir nehmen auf einer Matte am Boden Platz, vor uns steht ein kleiner Rattantisch, auf dem 2 gekochte Hühner (mit Hals und Kopf!) liegen, sowie eine Schüssel Reis. Der „Wellwisher“, also eine Art Schamane ist ein schon etwas zahnloser Mann mit weissem schütteren Bart. Er murmelt ein paar unverständliche Worte und bindet uns einen leuchtend gelben Faden um unser Handgelenk. Von den meisten Anwesenden bekommen wir nun einen Faden um unser Handgelenk gewickelt, nach ca. einer Viertelstunde haben fast alle Anwesenden gelb-umwickelte Handgelenke. Diese Zeremonie soll Glück, Gesundheit und langes Leben bringen.

Ob’s gewirkt hat? Naja, die Bootsschraube am Boot unserer Mitarbeiter ging kaputt und sie mussten die letzten 30 Minuten zu Fuss gehen. Der Herr Botschafter und ich haben es ohne Zwischenfälle heil an unseren Ausgangsort geschafft – und unsere Handgelenke waren dicker umwickelt… 🙂

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