Ost-Timor befindet sich auf der kleinen Sunda Insel Timor. Mit einer Größe von 14.919 km², sind es von der osttimoresischen Enklave Oecussi im Westen bis zur malerischen Insel Jaco an der Ostspitze des Landes, gerade einmal 340 Kilometer Luftlinie. Dazwischen begegnen einem kahle Berge, auf denen einst Sandelholzwälder vorherrschten, weite fruchtbare Küstenebenen, rund eine Million Einwohner, 442 Dörfer und 18 ethnolinguistische Gruppen sowie tausende von wunderschönen Ausblicken auf die Täler und das Meer
Die Rotkreuz-Arbeit vor Ort
Im Osten der Halbinsel werden durch das Österreichische und das Timoresische Rote Kreuz seit 2008 in drei Distrikten Wasser-, Sanitations- und Hygieneaktivitäten umgesetzt. Quellfassungen, Gravitätswassersystemen und Latrinen werden für rund 10.000 Menschen aus 13 Gemeinden in den nordwestlichen Distrikten Bobonaro, Ermera und Liquicá gebaut und diese Gemeinden damit nachhaltig mit sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen versorgt.
Kaffeeanbau als Einkunftsquelle
In der subsistenzbasierten Agrargesellschaft gibt es nur wenige Möglichkeiten cashcrops anzubauen. In Ermera und Liquica jedoch bessert die Bevölkerung seit über hundert Jahren ihr Einkommen mittels Kaffeeanbau – und Verkauf als cashcrop auf.
Cashcrop bedeutet, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem eigenen Anbau zu Geld gemacht, sprich verkauft, werden. Neben Öl ist Kaffee bisher das einzige nennenswerte Exportprodukt Ost-Timors. Fast ein Viertel der Ost-Timoresischen Bevölkerung ist vom Kaffeeverkauf abhängig.
Um sich ein Bild von der finanziellen Situation der ländlichen Bevölkerung zu machen seien folgende Zahlen genannt: 2008 lebten 44% der Bevölkerung unter 1 U$ pro Tag. Das jährliche Pro Kopf Einkommen betrug 440 U$. Ein 25 kg Sack Reis kostet 18,50 U$.
Vor 10 Jahren konnte ein Kaffeepflanzer im Jahr durchschnittlich 130 U$ durch den Verkauf dazuverdienen.In diesem Jahr verdient ein Pflanzer 3,20 U$ für ein kg geschälten Arabica Kaffee und 1,20 U$ für ungeschälten Robusta. Von dem Gewinn kaufen die Familien notwendige Produkte in den Distriktstädten. 3.000 Familien finden in der Erntezeit von Mai bis August Arbeit in der 1994 gegründeten Kafeecooperative, der CCT, der Cooperative Cafè Timor.
In den 90er Jahren erhielten die als Bio- und Fair Trade gehandelten Arabica Bohnen höchste Preise auf dem Weltmarkt.Durch die jahrzehntelangen politischen Unruhen bis Mitte 2005 sind auf der Halbinsel nicht nur Pflanzer vertrieben und Pflanzungen zerstört, sondern auch mündlich weitergegebenes Wissen über die Kaffeestrauchanpflanzungen irreparabel verloren gegangen.
Durch die fehlenden Transport- und Veredlungsmöglichkeiten im Land kann das große Potential der stimulierende Bohne noch nicht ausreichend vermarktet werden.
Familiäre Zusammenarbeit ist gefragt
Die gesamte Familie ist bei der Ernte und dem Trockenen der Kaffeebohnen beteiligt. Frauen und Kinder helfen beim Pflücken der reifen, roten Kaffeebohnen. Jugendliche wenden mit großen Holzschiebern die Bohnen zum Trocknen und Frauen wiederum verlesen die Bohnen nach dem Trocknungsprozess. Männer tragen die bis zu 30 kg schweren Säcke zu den Sammelstellen. Dort erhalten sie den von der CCT den festgesetzten Kilopreis.
Die freundlichen Menschen und der großartige Ausblick auf das Umland lassen mich für eine Weile vergessen dass laut den Vereinten Nationen, Ost- Timor das ärmste Land Asiens ist.
Bei dem Projektbesuch Ende Juli in Ermera wurden gerade die letzten Kaffeebohnen geerntet. Die Kaffeesträucher blühen bereits wieder. Nun haben die Pflanzer etwas Ruhe bevor die Regenzeit Ende Oktober mit neuen Aktivitäten beginnen.