Der Salzburger Rotkreuz-Landesrettungskommandant Ing. Toni Holzer Berichtet von der INsel Leyte aud den Philippinen von der Rotkreuz-Hilfe nach dem katastrophalen Taifun Haiyan.
Wir machen uns am frühen Morgen mit der Fähre von Cebu nach Ormoc auf der Insel Leyte. Auf der Überfahrt mit der Personenfähre werden wir von vielen Filipinos, die für Ihre Familien selbst Hilfsgüter transportieren, begleitet. Neben Matratzen und Lebensmitteln gehören auch Hühner zu den privaten Hilfslieferungen.
Unsere Delegation ist noch um Emilio, dem Spanier den wir schon aus Manila kennen und der für das Deutsche Rote Kreuz arbeitet, Wolfgang ein Architekt des DRK, Matteo vom Italienischen Roten Kreuz und das Organisationstalent Denise vom Philippinischen Roten Kreuz gewachsen. Wir haben alle das Ziel, gemeinsam zu helfen und im Sinne der Opfer des Taifuns unsere Hilfe abzustimmen, damit durch die weltweite Rotkreuzfamilie möglichst vielen der Betroffenen geholfen wird.
In Ormoc
Wir erreichen den zerstörten Hafen von Ormoc, einer Stadt mit rund 180.000 Einwohnern am späten Vormittag. Zwischen den Trümmern und herabhängenden Kabeln haben es die Hafenbehörden und die Reedereien geschafft wieder einen provisorischen Betrieb zu organisieren.
Am Hafen werden wir von Lidwina Dox, einer Lungauerin, die für das ÖRK in Tacloban als Mitarbeiterin des Emergency Response Teams „Mass Sanitätion Module“ des Roten Kreuzes im Einsatz, empfangen. Sie ist international sehr erfahren und seit rund 3 Wochen in Dulog als Expertin für Hygiene und Trinkwasseraufbereitung beim Deutsch-Österreichischen Team eingesetzt.
Unsere Fahrt führt uns durch das zerstörte Ormoc, welches vom des Zentrums des Taifuns überquert wurde. Vorbei an hunderten zerstörten Häusern und kilometerlangen vernichteten Palmenwäldern geht es weiter über die Berge nach Tacloban.
Zuerst kam der Wind und dann die Flut
Die 250.000 Einwohner große Stadt, war nach der Insel Samar der zweite Punkt wo der Supertaifun der Klasse 5 mit einer Windgeschwindigkeit von 320 km/h auf Land getroffen ist. Alles was der Taifun mit dieser unfassbaren Windgeschwindigkeit nicht sofort zerstört hat, vernichtete die kurz darauf folgende Sturmflut mit einer acht bis zehn Meter hohen Welle. Knapp vier Wochen nach der Katastrophe gleicht die Stadt einem Trümmerfeld, die meisten Häuser wurden vollkommen zerstört, Strommasten,
Mobilfunkmasten, Straßenbeleuchtungsmasten sind abgeknickt oder ausgerissen, die widerstandsfähigen Palmen sind entwurzelt oder am halben Stamm abgebrochen, die Wassertürme liegen auf den Trümmern der Häuser, überall auf den Straßen liegt Müll der zum Teil in Brand steht, die Menschen suchen noch immer in den Trümmern nach ihren Habseligkeiten, die Kinder holen von den Wasserausgabestellen Trinkwasser, mit schweren Frontladern werden die Schuttberge abtransportiert, in denen immer wieder Opfer dieser apokalyptischen Katastrophe gefunden werden. Die überall verstreuten Trümmer, der rauchende Schutt und Abfall, die Stumpen der abgebrochenen Palmen und die Bäume, denen der Taifun alle Äste und Blätter abgerissen hat ergeben einen schauerlichen Anblick, der selbst uns als erfahrene Katastrophenhelfer die Worte nimmt.
Wasser ist Leben
Die Menschen leben in Zelten oder in notdürftig hergestellten Hütten aus Trümmern oder in den Ruinen ihrer ehemaligen Häuser, in denen sie durch Planen vor Sonne und Regen unzureichend Schutz finden. Die internationalen Einheiten des Roten Kreuzes haben mit ihren Experten für Wasseraufbereitung und Hygiene Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Ausgabestellen die täglich mit Wasser beliefert werden und Latrinen errichtet. Unsere österreichischen Kollegen haben in Dulog und in Tacloban Stellung bezogen. Wir besuchen das deutsch-österreichische Camp und treffen Stefan, einen Kollegen aus Oberösterreich und einige Kollegen des Deutschen Roten Kreuzes. Während uns Dieter, der Teamleiter eine Einweisung gibt, findet in den Trümmern der benachbarten Kirche, eine Beerdigungszeremonie für eines der vielen Opfer von „Yolanda“, wie der Taifun hier genannt wird, statt.
Seit ungefähr einer Woche sind die wichtigsten Straßen wieder passierbar. Die alles vernichtende Kernzone des Taifuns hatte eine Breite, die der Strecke von Salzburg nach Linz gleicht. Durch diese großräumige Zerstörung und die Topographie der Philippinen mit ihren 7.000 Inseln dauerte es Tage bis die betroffenen Gebiete erreicht werden konnten.
Die Hilfe des Roten Kreuzes
Das Rote Kreuz hat mittlerweile in Cebu, in Tacloban, Ormoc, Roxas und lIoilo Logistikzentren eingerichtet. Von dort werden die Hilfsgüter verteilt und in die Katastrophengebiete gebracht. Die Logistik des Philippinischen Roten Kreuzes wird von Experten des Britischen und des Dänischen Roten Kreuzes unterstützt. Neben der Erreichbarkeit der betroffenen Orte ist vor allem die Verfügbarkeit von Lastwägen und Fähren eine Herausforderung. Viele der Inseln sind nur schwer erreichbar, weil die Häfen zerstört sind. Die Britische Armee hat Landungsboote zur Verfügung gestellt, diese reichen jedoch nicht aus. Das Philippinische Rote Kreuz hat bereits selbst die Beschaffung von drei weiteren Landungsbooten und LKWs begonnen, um alle betroffenen Menschen mit Hilfsgütern versorgen zu können.
Im Logistikzentrum Tacloban erklärt mir der Präsident des Roten Kreuzes der Region Leyte die Hilfsmaßnahmen. Das Rote Kreuz hat tausende freiwillige Mitarbeiter rekrutiert um neben der Hilfsgüter- und Trinkwasserverteilung auch die Aufräumarbeiten unterstützen. Dabei findet man auch Mitarbeiter in Rotkreuzadjustierung als Fahrer von großen Frontladern, aber auch Tankwägen zur Trinkwasserverteilung. Wir sind beeindruckt von der Mobilisierungskraft unserer Philippinischen Kollegen und wissen unsere Spenden hier in guten Händen. Die Verteilaktionen sind ausgezeichnet organisiert. Alle Betroffenen werden registriert, erhalten Ausgabekarten und werden mit verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen vertraut gemacht.
Bei der Fahrt zum Operations Center in Tacloban, sehen wir viele der Menschen mit den Hilfspaketen des Roten Kreuzes. Neben einem Zelt sehe ich zwei Kinder die gerade mit einem Lachen Bekleidung aus einer Tasche mit dem Logo des PRK betrachten.
Von den Logistikzentren werden auch schon Werkzeuge verteilt und vereinzelt sieht man schon Filipinos die dabei sind ihre Häuser wiederaufzubauen. Werkzeug und Baumaterial wird aber nicht ausreichen. Es wurden mehr als 500.000 Häuser zerstört und ebenso viel beschädigt. Unsere Philippinischen Kollegen werden für ihren laufenden Einsatz und für den Wiederaufbau von der weltweiten Rotkreuzfamilie jede mögliche Unterstützung brauchen, vor allem Finanzielle. Es gibt schon ein sehr gutes Konzept für den Bau von Häusern, die Taifuns besser überstehen können.