Diese Woche hatte ich die Gelegenheit unser Wasser- und Hygieneprojekt im Raum Kebete, in West Arsi, einem Distrikt ca. 300 km südoestlich der Hauptstadt Addis Abeba zu besuchen. Mit Blumen und der traditionellen Äthiopischen Kaffeezermonie wurden wir von der Äthiopischen Rotkreuz Bezirksstelle Shashemene empfangen, die das Projekt betreut und durchführt. Im Gegensatz zu den derzeit unter Dürre leidenden Gebieten weiter südlich, die etwa 1.000 Höhenmeter niedriger liegen, herrscht in Kofele (2.000 m Seehöhe) im Moment kühles und feuchtes Wetter vor.
Die Gegend betört durch ein sattes Grün und schöne hügelige Landschaft mit den traditionellen Lehmhütten und Strohdächern der Einheimischen. Die gesamte Region ist für einen ländlichen Lebensraum, dessen Bewohner fast ausschließlich von der Landwirtschaft leben sehr dicht besiedelt. Dadurch ist die durchschnittlich verfügbare Fläche pro Familie mittlerweile so klein, dass die Menschen permanent von Armut betroffen sind.Die vorhandenen Wasserquellen sind zumeist stark verschmutzt, weil sie sowohl von Mensch als auch Tieren gleichermaßen verwendet werden. Das Resultat sind regelmäßig schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu Cholera.
Bis vor einem Jahr haben hier viele Kinder zum teil lebensgefährlich an Durchfall gelitten. Seit der Fertigstellung der Brunnen ist die Zahl drastisch zurückgegangen.“ Erklärt Ato Abebe von der lokalen Rot Kreuz Stelle.
Stolz zeigt uns eine Mutter den gesunden Bauch eines wohlgenährten Kindes und bedeutet mit den Händen, dass der vor einem Jahr noch nach innen gewölbt war.
Projekte wie dieses sind der Schlüssel zu langfristigen Entwicklung in einer Region, die mit zunehmend dichter Bevölkerung fertig werden muss und nach wie vor so gut wie keine Infrastruktur besitzt, sind sich die mitgereiste Vertreterin von ADA, Doris Gebru Zeilermayer und der ÖRK Programm Manager Seifu Dele (gebürtiger Äthiopier, der seit 2008 in Äthiopien für das ÖRK im Einsatz ist) einig. In den Projektdörfern gibt es weder Elektrizität noch Straßen und so wateten wir mit Gummistiefeln bewaffnet mehrere Stunden von Wasserstelle zu Wasserstelle. Überall schlug uns große Dankbarkeit und Freude entgegen. Das vom ÖRK und ADA finanzierte Projekt wird mittlerweile von den lokalen Behörden als Vorzeigeprojekt für die eigene Entwicklungsarbeit und andere NGOs, die sich im Thema Wasser und Hygiene im ländlichen Bereich engagieren wollen, verwendet.
Das Äthiopische Rote Kreuz hat in diesen ländlichen Gebieten einen extrem hohen Stellenwert und verfügt über eine breite Mitgliederbasis, aus deren (winzigen) Mitgliedsbeiträgen sich der Betrieb der lokalen Rotkreuz Infrastruktur finanziert. Diese versorgt die Menschen in der Gegend mit verbilligten Medikamenten, Krankentransport und Erste Hilfe Leistungen. Projekte wie das in Kofele können freilich nur mit externer Finanzierung auf die Beine gestellt werden. Sobald die Regenzeit zu Ende ist, wird in den verbleibenden 5 Dorfgemeinschaften die Arbeit für die Errichtung der restlichen 5 Wasserstellen und die Weiterführung des Latrinenbaus mit Hochdruck in Angriff genommen, damit das Projekt wie geplant in der ersten Jahrzehntelang 2012 abgeschlossen werden kann. Dann werden an die 10.000 Menschen in Kebete langfristig sicheren Zugang zu Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen haben. Auf der Heimfahrt sind sich alle Teilnehmer des Projektbesuchs einig, dass diese Art von Projekten großes Potential hat und in vielen ländlichen Gebieten Äthiopiens multipliziert werden sollte. Darauf wird das Team des ÖRK in Äthiopien in den nächsten Jahren hinarbeiten.