Zurück vom viertägigen Field-Trip. Nach vier heissen Tagen und den etwas dürftigen Quartieren in Gonaives ist die Unterkunft in Port au Prince fast wie nach hause kommen. Immerhin haben wir einiges erreicht, und die geplanten Aktivitäten erfüllt:
Der Repeater für Kanal 9 in Builboro in den Bergen nördlich von Gonaives ist wieder up and running. Der Antennenmast hat den Stürmen nicht standgehalten, war geknickt, bzw auch durch den Sturz verbogen. Da wir im Moment keinen weiteren Mast haben, schneiden wir nur das geknickte und die verbogenen Segmente heraus, und stellen den Mast – ein bisschen niedriger als vorher, aber dadurch auch stabiler – wieder auf. Die Antenne ist total zerstört, und muß ersetzt werden. Dann noch Wasser (Regenwasser, weil es fast so gut wie destiliertes ist) für die Batterien, und der Repaeter ist wieder „wie neu“. Der Test noch vor Ort ergibt sofort eine Reichweite von über hundert Kilometern (mit einem Handfunkgerät, wohlgemerkt !)
Die „lessons learned“ von diesem Standort:
1. Alles, was nicht rostfrei ist, korrodiert innerhalb kürzester Zeit.
2. Lieber ein paar Meter weniger Antennenhöhe, als ein gebrochener Mast.
Auf der Fahrt nach Builboro
Der traurige Rest der Antenne…
Die alte Befestigung
Antennenmontage und letzte Tests am Repeater durch Richard, unseren Kollegen vom Croix Rouge Haitienne. Er wird nach unserer Abreise für das Funknetz zuständig sein.
Nächstes Ziel: Das local Office in Gonaives.
Gonaives sieht 6 Wochen nach den Hurricanes immer noch furchtbar aus, alles ist immer noch bis zu meterhoch mit Schlamm und Schutt bedeckt, weil einfach die Transportkapazität fehlt, um die Schlammassen abzutransportieren. Die Straßen stehen teilweise immer noch einen halben Meter unter Wasser, das nicht abfließt, weil die Kanäle, die unter den Straßen verlaufen, verstopft sind.
Im Office vom Roten Kreuz in Gonaives war der Wasserstand während des letzten Hurricanes ca. 175 Zentimeter hoch. Entsprechend traurig sieht das Funkgerät bzw. die Batterien aus. (zuerst hab ich ja gedacht, dass noch das Wasser im Fukgerät hin und her schwappt, aber in Wirklichkeit war es „nur“ schon getrockneter Schlamm – ich werde in den nächsten Tagen einmal schauen, ob ich für das Gerät noch etwas tun kann, weil viele Funkgeräte haben wir im Moment nicht…) Die Solar-Stromversorgung ist ebenso nicht mehr vorhanden. Das heißt: Neues Solar Modul auf dem Dach montieren (in einem möglichst diebstahlsicheren Rahmen, denn alles, was irgendwie verwendet werden kann, ist natürlich sehr interessant und gefährdet, in einer Gegend, in der es derzeit kaum öffentliche Stromversorgung gibt), neue Base-Station und Batterien mit Solar-Laderegler installieren, und natürlich die Mitarbeiter vor Ort auf das Gerät einschulen. Da zum Glück die Antenne die Hurricanes überstanden hat, ist die Lösung ein aus Stahlprofil geschweißter Rahmen für die Solarzellen, mit Draht und Klemmen auf dem Dach befestigt, und mit einer Kette und einem dicken Schloß gesichert. Die Batterien mit dem Solar-Regler und das Funkgerät werde in ca 2m Höhe auf einem Regal im Office montiert, in der Hoffnung, daß das Wasser das nächste Mal nicht so hoch steigt…
Von Gonaives können jetzt alle Repeater verwendet werden, auch die direkte Verbindung zum Federation Office und zum Radio Room des ICRC in Port au Prince ist sichergestellt.
Die Straßen von Gonaives
Installation des Solarmodules am Dach, und das Funkgerät mit den Batterien in zwei Metern Höhe.
Auf dem Rückweg nach Port au Prince wird dann – sozusagen im Vorbeifahren – noch das local Office in St. Marc fertiggestellt. Den größten Teil der Arbeit haben unsere Kollegen vom ersten Team schon erledigt, indem sie auf dem neu bezogenen Gebäude den Mast mit der Antenne aufgebaut haben. Es bleibt also nur mehr die Stromversorgung. Da sich das Office in einem bewohnten Gebäude befindet, kann auf spezielle Sicherungsmaßnahmen (siehe Gonaives) verzichtet werden. Das Solarmodul muß also „nur“ gegen Hurricanes gesichert werden. Mit der hier üblichen Bauweise, die Stahlarmierungen aus dem Dach herausschauen zu lassen (für allfällige weitere Stockwerke), ist das zum Glück kein Problem. Vom Office in St. Marc können nun immerhin drei der fünf Repeater verwendet werden, der Kontakt zu den lokalen Fahrzeugen bzw. Handfunkgeräten erfolgt auf simplex Kanälen.
Erwin
toll, wenn ich zeit haette, wuerde ich das auch gerne mal machen. obwohl es sicherlich auch nicht immer angenehm ist. vor allen dingen ist doch das klima bestimmt eine grosse umstellung.
toi, toi, toi