Field-Trip auf die Insel Gonave

Unser letzter geplanter Field Trip auf dieser Mission. Die weiteren werden unsere Kollegen aus Neuseeland machen, die erst eine Woche nach uns nahc Hause fahren. Der Plan ist, auf die Insel Gonave zu fahren, und dort die Funkanlage des local Office wieder in Betrieb zu nehmen. Angeblich sind dort nur die Batterien der Solar-Stromversorgung zu tauschen.
Umständlich war die Planung dieses Ereignisses – Da man nicht einfach mit dem Auto die 25 Kilometer auf die Insel fahren kann, und es natürlich auch keine Autofähre oder etwas ähnliches gibt, muß die „normale“ Fähre organisiert werden. Und damit fängt es schon an. Robert und Steve haben zwar schon auf der Rückfahrt vom letzten Field Trip begonnen, sich zu erkundigen und zuerst kam die Information, daß die Fähre auf die Insel um 11:00 abfährt, eine Dreiviertelstunde braucht, vom Anlegeplatz bis zum local Office sind es nur 30 Minuten, die Batterien zu ersetzen, und die ganze Anlage zu kontrollieren und durchzumessen kann locker parallel zum Funk-Training gemacht werden (das normalerweise 2 Stunden dauert) mit anderen Worten, um spätestens vier am Nachmittag wären wir fertig, und die Fähre zurück geht dann um sechs. Alles in allem also fast ein Tagesausflug mit dem Schönheitsfehler, daß wir aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nicht im Finsteren unterwegs sind. Die Diskussion stellt sich aber garnicht, weil sich irgendwann – nach vielem Fragen – herausstellt, daß die Fähre genau einmal pro Tag auf die Insel fährt (nämlich um 11:00) und genau einmal am Tag von der Insel zum Land – nämlich um sechs Uhr (morgens).
Damit brauchen wir natürlich ein Quartier auf der Insel – die Entscheidung fällt dafür leicht, weil es sowieso nur eines gibt, das in Frage kommt. Und es bedeutet auch, dass wir um 04:30 aufstehen werden, weil wir eine Stunde vor Abfahrt der Fähre am Hafen sein müssen.  Gegen sieben sollten wir dann an Land sein, wo uns unser Fahrer wieder abholen sollte.

Abfahrt ist daher am Montag um 07:00 von Port au Prince. Soweit geht alles gut, wir sind pünktlich bei der Fähre, und gegen Einwurf kleiner (extra)Scheine nehmen sie auch gerne unser Gepäck (eine große Werkzeugkiste, eine Rolle Kabel, eine Antenne und zwei Batterien) mit. Die Überfahrt ist heiß und laut, denn das „Deck“ (das wäre das Dach) ist gesperrt, und ohne laute Musik geht hier garnichts. (Deswegen steht auf dem Deck auch ein extra Stromaggregat, das die Musikanlage versorgt).

Warten auf die Abfahrt
Warten auf die Abfahrt

Entgegen aller Befürchtungen werden wir am hafen der Insel schon vom President des local Office erwartet – mit dem versprochenen Mietauto.  Also geht es gleich zum Office. Der Zustand der Funkanlage stimmt aber dann schon weniger mit unseren Vorstellungen überein – es gibt zwar noch einen Mast mit Antenne, der Rest ist aber schon vor längerer Zeit gestohlen worden. Nachdem zuerst einmal geklärt wird, warum eine neue Installation nicht gleich wieder weg sein sollte (es gibt in der Zwischenzeit einen Guard, der im Office schläft), beginnen wir mit der Installation.

local Office auf der Insel in Anse a Galets
local Office auf der Insel in Anse a Galets
Montage Solarpannel
Montage Solarpannel

Das Dach besteht aus dünnem Wellblech, mit sehr wenig Holz darunter – was normal hier auch nicht notwendig ist, weil Last muß das Dach nicht tragen. Abgesehen davon, daß es ganz furchtbar klingt, und sich entsprechend durchbiegt, wenn man darübergeht, ist das Blech in der Sonne auch höllisch heiß, und bei der Arbeit darunter ist es natürlich nicht wesentlich besser.  Der Schweiß fleißt jedenfalls aus allen Poren. Die Leiter ist eine der Sorte, die man im Erste-Hilfe Kurs üblicherweise als abschreckendes Beispiel in der Unfallverhütung hernimmt, aber was soll man machen. Etwas anderes gibt es nicht, und so hoch ist das Dach ja schließlich auch nicht…

Während Robert das Funkgerät und den Laderegler montiert, verlege ich die Stromkabel und schraube das Solarpannel am Dach fest. Es ist zwar so montiert, daß man in das Office hineinmüßte, um es abzumontieren, das Blech ist aber so dünn, daß es wohl auch ohne viel Mühe herausgerissen werden könnte. Aber immerhin ist das sicher so laut, daß der Guard aufwachen müßte. Richard macht inzwischen das Radio Training. Wie geplant sind wir um 16:00 mit der Arbeit fertig, die Reichweite der Anlage ist außerordentlich gut (was aber kein Wunder ist, weil sie sich nahe am Meer befindet).

Installation des Funkgerätes
Installation des Funkgerätes
Radio Training
Radio Training

Also geht es zum Hotel, dem einzigen im Ort. Es kommt sogar Wasser aus der Dusche, wenig zwar, aber es reicht. Der einzige Nachteil ist, daß es – vermutlich mangels anderer Gäste – kein Restaurant gibt. Da es inzwischen finster ist, schicken wir noch Richard los, damit er uns im Ort etwas einkauft, und er kommt innerhalb kurzer Zeit mit „Barbecue“ zurück – irgentwas, was einmal ein Huhn gewesen sein könnte, aber dafür sind die Knochen eigentlich zu groß.  Dazu gibts ein bißchen scharf gewürztes Gemüse, gegrillte Bananen, und das obligate Prestige (World Beer Cup Winner 2000). Unsere Verdauung ist gut genug trainiert, daß sie das ohne Problem aushält.

In der Nacht gibt es noch ein heftiges Gewitter – so nahe, daß zwischen Blitz und Donner kein Zeitunterschied zu merken ist.  Die Sicherheit im Hotel macht mir keine Sorgen, aber ein es drängt sich schon der der Gedanke an das frisch installierte Funkgerät auf. An sich sollte ja nichts passieren, Überspannungsableiter hin oder her, einen direkten Blitzschlag kann die Anlage nicht aushalten. Aber da es nicht das erste Gewitter hier war, und auch bis jetzt noch niemand angerufen hat, wird wohl nichts passiert sein…

in der Früh heißt es um 04:30 aufstehen, damit wir um 05:00 bei der Fähre sein können. (die 20 Minuten Verspätung, die wir mit dem Organisieren einer Rechnung für das Mietauto verbringen, machen zum Glück nichts. An der Anlegestelle werden wir schon von Dominique erwartet – er ist auch gegen 05:00 in Port au Prince weggefahren. Alles in allem trotz einigen Ungewissheiten zu Beginn, ein durch und durch gelungener Trip.

erwin

Hafen von Anse a Galets um halb sechs Uhr früh
Hafen von Anse a Galets um halb sechs Uhr früh
Hafen von Anse a Galets um halb sechs Uhr früh
Hafen von Anse a Galets um halb sechs Uhr früh
Haiti vom Meer aus - kurz vor dem Anlegen
Haiti vom Meer aus - kurz vor dem Anlegen

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