Was wir hier eigentlich tun!!??

Ich werde oft von Freunden gefragt, ob denn die Arbeit hier etwas bringt, ob wir etwas ändern können?

Wenn ich nicht daran glauben würde, wäre ich jetzt irgendwo in Österreich eingeschneit. Sicher müssen wir hier bei allem Enthusiasmus realistisch bleiben. Wir werden Haiti nicht ändern, durch unsere Arbeit wird sich die Wirtschaft nicht erholen, die Bildung nicht angehoben und das „Pro Kopf Einkommen“ nicht nennenswert erhöht. Ich mach das hier auch nicht, weil ich mein soziales Gewissen beruhigen will. Ich „opfere“ dem RK weiß Gott schon genug Zeit und das sehr gerne.

Freunden, die fragen, sage ich nur: “Irgendwer muss es ja tun und warum nicht ich?“

Zwischenstand nach zehn Wochen Hilfseinsatz

Nach den bisher 6 Wochen für mich bzw. 10 Wochen für das gesamte Team wird es langsam mal Zeit für einen Zwischenstand.

Es war, ist und wird schwer werden diesen besonderen Einsatz zu bewerten.

2005 in Indonesien war es einfach: pro Tag  wurden mehr als 300m³ Wasser produziert und verteilt. Den Leuten wurde damit in der akuten Not geholfen.

Training als Hauptkomponente der Cholerabekämpfung

Haiti ist ein Land, dass seit Jahrzehnten immer akut in Not ist. Es wäre verkehrt den IST Zustand zu bewerten. Cholera ist hier IMMER ein Thema, jedoch momentan eher schlummernd. Cholera ist eine Erkrankung, die fäkoral- also über Stuhl und danach über die Aufnahme über Hände und Mund- übertragen wird. Wir versuchen nachhaltig, also nicht nur hier und jetzt, einerseits über Märkte und Trainings die Menschen zu erreichen und sie zum Umdenken zu motivieren. Dadurch (Hände waschen, Lebensmittel abdecken, Wasser mittels Aquatabs desinfizieren, …) erhoffen wir eine geringere Ansteckungsrate zu erreichen.

Cholera Treatment Centers (CTC) als Medizinischer Schwerpunkt des Roten Kreuzes

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Zelt, Latrinen und Dusche, wo noch 2 Tage zuvor nichts gestanden ist. Man spart sich viel Geld, muss nicht mehr in die entfernte Stadt fahren, wenn man krank ist

Auf der anderen Seite werden die CTCs verbessert. Das heisst, dass Latrinen umgebaut- oder wie in Sicard- neu gebaut werden. Incineratoren (Mini Müllverbrennungsanlagen) werden installiert und der Umgang geschult. Dies vermeidet weitere Ansteckungen und hilft auch Brutstätten für Moskitos und damit Malaria zu vernichten. Also auch hier sollte die Situation auf Dauer besser werden.

Capacity Building für die lokalen Rotkreuz-Helferinnen und Helfer

Als drittes wäre noch die Stärkung des lokalen Roten Kreuzes. Auch in Haiti gibt es das RK, auch hier kennen viele Menschen diesen Verein. Anders als in Österreich, gibt es kaum Rettungswägen, es gibt Blutspende, es gibt Katastrophenvorsorge, es gibt zum Teil Erste Hilfe Kurse. Durch die Zusammenarbeit mit dem Haitianischen Roten Kreuz (HRC), durch die Schulungen und Kurse die wir gemeinsam absolvieren und organisieren, gibt es danach auch hier mehr geschulte Mitarbeiter.

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Stärkung des HRC durch gemeinsame Arbeit und Kurse

Ein Beispiel: In kleinen Gemeinden hier werden zum Teil im Cholerafall die Rotkreuz Freiwilligen geholt, damit sie das Haus mit einer Chlorlösung aussprühen. Durch die Übergabe von einigen Sprayern kann dies auch weiter verbessert und gefördert werden…. In Summe könnte man es Hilfe zur Selbsthilfe nennen. Durch dieses Wissen und die verbesserten Möglichkeiten des Haitianischen Rot es Kreuzes kann es im Notfall auch besser, schneller und damit effektiver helfen. Haiti oder zumindest seine Rotkreuzorganisation wird damit besser, schneller, selbständiger.

Dies alles wurde in den letzten 10 Wochen durchgeführt- nicht zu vergessen:

die 27 CTUs, die wir betreut und verbessert haben und auch weiter betreuen, mussten vom 1. Team rausgesucht werden, es musste evaluiert werden, welche CTU was benötigt. Viele Besuche waren nötig, 100e km Offroad zurückgelegt werden.

Koordination und Kooperation als Schlüssel zum Erfolg

Ein Problem, dass sich hier auch gezeigt hat: im Gegensatz zu 2010 nach dem Erdbeben befinden sich hier die verschiedenen Rotkreuzorganisationen (also Österreichisches, Deutsches,….) und auch die Föderation nicht mehr im „Notfallstadium“. Dementsprechend hat auch hier die Bürokratie Einzug gehalten, man muss viele Requests- Anforderungen ausfüllen, es braucht alles seine Zeit und viele Unterschriften, bis es den weiten Weg von PaP zu uns findet. Fahrer müssen anders als bei Langzeitprojekten auch am Wochenende fahren. Wir arbeiten- anders als der klassische 5 to 9 Job auch Sonntags- wenn auch meistens nur am Computer oder in Vorbereitung auf die kommende Woche. Wir sind in 3 Wochen wieder weg und DAS ist die wirkliche Herausforderung. Der Dank gilt hier besonders Chris und jetzt Flo unseren Logistikern. Sie kämpfen gemeinsam mit Barbara tagtäglich dafür unser Material zu bekommen, halten Kontakte zum IFRC, MSF (Medicines sans frontieres), MDM (Medecins du Monde), CARE & Co. Wenn etwas fehlt, wird es von ihnen organisiert- es muss ja im Notfall nicht vom Roten Kreuz kommen..

Es klingt abgedroschen, aber diese Verbesserungen in den CTUs, die Menschen in den Dörfern, die uns unterstützen, der Dank der Menschen und die Möglichkeit, dass wir in unserem beschränkten (Zeit-) Rahmen helfen- evt. retten können- DAS ist der Grund warum ich hier bin. Ich kann allen Menschen nur sagen: Ihr Geld kommt an und das

„Aus Liebe zum Menschen“.

Spenden für die Hilfe in Haiti auf das Konto 2.345.000 
bei der PSK Kennwort Haiti oder Online.
Alle Informationen zur Rotkreuz-Hilfe in Haiti im
Rotkreuz-Portal unter www.roteskreuz.at/haiti 

 

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