Überflutungen in Pakistan

Ein Überblick

Die Lage in Pakistan verschlimmert sich weiter. Die Pakistanischen Behörden sprechen inzwischen von 20 Mio Betroffenen. Es gibt keine offizielle Zahl, wie viele Menschen insgesamt obdachlos geworden sind. Das Rote Kreuz schätzt, dass mittelfristig ca. 6 Millionen davon humanitäre Hilfe in Form von sicherem Trinkwasser, Zelten und Material für Unterkünfte sowie medizinische Hilfe benötigen werden.

Es ist zu betonen, dass in einer noch derart unübersichtlichen Phase der Katastrophe die Zahlen, die genannt werden, oft variieren können. Es ist wichtig, die Quellen der Zahlen zu beachten.

Die offiziellen Zahlen der NDMA, des Pakistanischen Nationalen Katastrophenmanagements, sind wieder gestiegen. Per 15. August sind es: 1.453 Tote, 2.024 Verletzte, 895.259 beschädigte oder zerstörte Häuser

Die MapAction/Ocha-Karte zeigt die enorme Grösse des betroffenen Gebiets.

Wasser und Notunterkünfte:

Die Meldungen unserer Rotkreuz-Mitarbeiter bringen ein unterschiedliches Bild je nach Region. In manchen Gegenden sind die Menschen in Notquartieren (Schulen, etc) notdürftig untergebracht, in anderen campieren Tausende ohne jegliche sanitäre oder medizinische Versorgung zwischen den Fahrspuren der nationalen Highways (die höher angelegt sind, als die Umgebung).

Genauso variiert der Versorgungsstatus mit sauberem Trinkwasser und die Hygiene. Die RK/RH-Wasserspezialisten haben gestern zurückgemeldet, dass in einigen der besuchten Dörfern die Brunnen und Handpumpen problemlos funktionieren, während die Menschen in anderen Orten unter schlimmsten hygienischen Bedingungen und ohne akzeptablen Zugang zu sauberem Wasser hausen.

Gesundheit

Von den über 30.000 Patienten, die von den medizinischen Teams des Roten Halbmondes bis 15. August behandelt wurden (Status per 17. Aug: 38.800), wurden über 10.000 wegen Diarrhoe, über 7.000 wegen Atemwegserkrankungen und fast 6.000 wegen Hautinfektionen behandelt. 43 % der Patienten waren Kinder unter 5 Jahren.

Ist diese Katastrophe wirklich schlimmer als das Erdbeben in Haiti oder der Tsunami?

Das kommt darauf an, woran man Katastrophen misst: Die Zahl der Toten ist sicherlich viel kleiner, das regionale Ausmaß der physischen Zerstörung ist jedoch enorm und die Zahl der Überlebenden, die kurz- und mittelfristig Hilfe benötigen, ist wesentlich größer. Zum Vergleich: das betroffene Gebiet ist so groß wie Italien!

Rotkreuz-/Rothalbmond (RK/RH)-Hilfe

Die Hilfe läuft auf Hochtouren und soll weiter gesteigert werden. Das Rote Kreuz plant, in den kommenden Monaten über 2 Millionen Menschen mit Not- und Wiederaufbauhilfe zu versorgen.

Aus den Zahlen

  • 38.800 Patienten wurden im gesamten Land von den 25 mobilen RK/RH- Gesundheitsteams behandelt (43 % davon Kinder unter 5 Jahren – s.o.). Weitere Gesundheitsteams werden derzeit zusammengestellt, um die medizinische Hilfe zu verstärken.
  • In Dera Ismail Khan, einer Stadt mit 20.000-30.000 Einwohnern und in einigen weiteren Orten in Khyber Pakhtoonkhwa (KPK)  wurde vom RK/RH Personal  Trinkwasserversorgung eingerichtet.
  • Im Katastrophenlager des RK/RH in Mardan (KPK) sind inzwischen weitere Hilfsgüter eingetroffen (darunter auch Material des ÖRK), die raschest in die betroffenen Regionen verteilt werden.
  • Der Suchdienst des Roten Kreuzes ist aktiv, um Familien, die aufgrund von Flucht und Evakuierungen von ihren engsten Angehörigen getrennt wurden, wieder zu vereinen. Lokale RK/RH-Helfer sind mit Satelliten-Telefonen ausgestattet, die den Betroffenen in sonst von der Kommunikation abgeschnittenen Regionen ermöglichen, ihre Angehörigen kurz anzurufen.

Dirk Schrader, unser Langzeit-Delegierter in Pakistan, ist nach einem kurzen Aufenthalt in Deutschland und Österreich gestern wieder Richtung Islamabad abgeflogen. Er wird weitere Nothilfe des Österreichischen Roten Kreuzes  in Muzaffarabad organisieren und einen Plan für mittelfristige Wiederaufbauhilfe für die Menschen in Pakistan erstellen.

ÖRK-Hilfsmaterialien, die direkt in Pakistan angekauft wurden, sind bereits in RK/RH-Lager in Mardan (KPK; der am schwersten betroffenen Provinz) eingetroffen und können verteilt werden.

3 Kommentare

  1. Hallo Zusammen,
    Kann man als Privater als Helfer in Pakstan tätig werden?
    Wir waren schon 3x in Pakistan und kennen das Land. Wir würden die Reisekosten natürlich selbst übernehmen. Wir haben 3 Wochen Urlaub (11.09. – 03.10.) und haben uns spontan entschlossen nach Pakistan zu gehen. Bitte um Info, wie man das am Besten machen kann bzw. an wen man sich wenden kann.

  2. Hallo Peter und Karina – ich wuerde euch nicht empfehlen – alleine in Pakistan zu arbeiten!
    Ich schaetze eure Hilfe aber sehr und freue mich, dass es noch Menschen gibt – die sich vor so einem Land nicht scheuen und bereit sind zu kommen!

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