Was ihr wollt?

Im Rahmen der Neuausrichtung unseres Jugendportals #getsocial haben wir zunächst junge Menschen gefragt, was interessant ist und was für sie relevanz hat. Hier die Ergebnisse dieser Umfrage unter 500 Userinnen und Usern der Rotkreuz-Jugendangebote. Die Studie wurde im dritten Quartal 2014 durchgeführt. Daraus entstand auch eine Strategie zur Kommunikation mit Jugendlichen.

Demographie

Insgesamt haben 504 Personen an der Umfrage teilgenommen, 7% davon waren Menschen die nicht aktiv im Roten Kreuz sind, rund 80% sind bereits bei uns tätig.

Die meisten Antworten wurden von der Altersgruppe 18-25 Jahren abgegeben gefolgt von über 30ig jährigen und Menschen im Alter zwischen 14-18 Jahren. 21% der Befragten besuchen noch eine Schule. Während 33% bereits Teil einer Jugendgruppe sind, sind 47% nicht darin involviert.

Bedürfnisse

Hier die Reihenfolge an Themen über die man sich am besten im Roten Kreuz informiert fühlt (beginnend mit der meist verbreitetsten):

  1. Erste Hilfe (256)
  2. Leitbild des Roten Kreuzes/Grundsätze/Unsere Werte (213)
  3. Freiwilligkeit (211)
  4. Spende-Möglichkeiten (154)
  5. Jugendarbeit (146)
  6. Blutspendewesen (141)
  7. Ansprechpartner für Infos (126)
  8. Katastrophenvorsorge (90)
  9. Tätigkeiten anderer RK Einheiten (83)
  10. Aktuelle Kampagnen und Projekte (74)
  11. Internationale Hilfe (69)

 Kommunikation & Vernetzung

Smartphone/PC und Tablett nutzen 61% Befragten mehrmals am Tag zur Informationsgewinnung. Die Mehrheit, also 42%, ziehen das Smartphone zu Rate danach folgt der PC.

 

Zur Nutzung von Social Media Kanälen um mit Freunden in Kontakt zu bleiben zeigt sich folgende Aufteilung:

Als genutzte Produkte vom Roten Kreuz wird zuerst roteskreuz.at (46%) genannt, gefolgt von jugendrotkreuz.at (15%) und Helpstars.at (13%) (jetzt: www.get-social.at)

 

Über Neuigkeiten wollen die Befragten am liebsten einmal die Woche (29%) informiert werden sowie wenn aktuelle Ereignisse eintreten wie Katastrophen, Kampagnen (33%). Und das am liebsten in Form eines Newsletter (44%) gefolgt von Infos über Facebook (34%).

Eindeutig möchten die Befragten eine Homepage mit Infos nutzen, über Facebook kommunizieren, wollen mehr über die Aktivitäten von RK-Einheiten in anderen Bundesländern erfahren und möchten direkt mit Entscheidungsträgern der Organisation kommunizieren. Eher weniger wollen die Befragten über ihr eigenes Engagement berichten.

 

Partizipation

 

Wie das Interesse zu einzelnen Themenbereichen aussieht zeigt sich hier:

 

  1. Mitsprache (373 eher wichtig/ 69 eher unwichtig)
  2. Familie Freunde (330 eher wichtig /18 eher unwichtig)
  3. Gesundheit (327 eher wichtig/29 eher unwichtig)
  4. Ausbildung ( 311 eher wichtig/ 41 eher unwichtig)
  5. Freizeit (299 eher wichtig /55 eher unwichtig)
  6. Zusammenleben (290 eher wichtig /58 eher unwichtig)
  7. Arbeit (271 eher wichtig/ 78 eher unwichtig)
  8. Beziehung, Liebe, Sex (251 eher wichtig /73 eher unwichtig)
  9. Identität (236 eher wichtig/ 97 eher unwichtig)
  10. Politik (138 eher wichtig /194 eher unwichtig)
  11. Migration (131 eher wichtig/191 eher unwichtig)

Crowd Tasking für das Rote Kreuz?

Wir starten heute mit einem Versuch, gemeinsam ein Bildlexikon zu erstellen, das unseren nicht deutschsprachigen Gästen die Kommunikation und den Einstieg in Österreich erleichtern soll.

Jede Woche kommen über tausend Menschen nach Österreich. Die meisten können nicht Deutsch und viele auch nicht Englisch. Um den Gästen die Verständigung so einfach wie möglich zu machen, wollen wir bis Anfang September ein Bilderlexikon auflegen, in dem die 1.000 wichtigsten Wörter visualisiert und erklärt werden.

Telefon

Dazu brauchen wir Deine Unterstützung!

Um dies auch möglichst schnell umsetzen zu können, zählen wir auf viele freiwillige UnterstützerInnen. Wir bitten Dich, aussagekräftige Fotos oder Skizzen zu einzelnen Wörtern zu machen. So soll es möglich sein mittels des deutschen Wortes und einem Bild eine leichte Übersetzung darzustellen. Dazu beschrifte dein Foto bitte mit dem jeweiligen Wort dass Du mit dem Bild abgebildet hast. WICHTIG: Dabei ist sicherzustellen, dass Du selbst die Rechte auf das Foto hast, also keine Google-Recherchen machen sondern selbst fotografieren. Die Fotos brauchen eine hohe Auflösung (bitte beim Upload nicht auf das anklicken vergessen). Mit dem Hochladen überträgst Du uns die uneingeschränkten Nutzungsrechte an dem Foto. Wenn Personen abgebildet sind, bitte hier auch ein Einverständnis einholen.

Wie geht’s?

Schau in unserer Facebook-Gruppe vorbei und werde Teil des Projekts. Dort kannst du in den jeweiligen bereits angelegten Fotoalben, die sich immer einem bestimmten Themenbereich widmen, jederzeit neue Bilder hinzufügen und dieses erweitern. Ebenfalls brauchen wir Redakteurinnen und Redakteure, die hier die Fotos bewerten und auswählen und eine brauchbare Sammlung zusammen stellen. Du bist bereit hier mitzumachen? Hier geht’s zur Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/1685159965046996/

 

Fragen?

01 58900 154

Sonja.kuba@roteskreuz.at

Gerald.czech@roteskreuz.at

#4nepal

In Nepal verwüstete vergangenes Wochenende ein Erdbeben große Teile des Landes. Tausende Tote, hunderttausende Betroffene. Die ganze Welt hält den Atem an. Wie dramatisch die Lage vor Ort ist, berichtete uns heute unser Disaster-Manager Jürgen Högl, der in Wien die Hilfe des Roten Kreuzes koordiniert.

 

Mehr als Medien konsumieren?

Was kann man nun online und digital machen, um die Awareness für eine solche Katastrophe zu erhöhen, den Menschen, die nicht Stammkonsumenten der Hauptabendnachrichten sind, die Situation der Betroffenen vor Ort näher bringen?

Gemeinsam mit unserem Partner den Socialisten haben wir überlegt, was es braucht, um mehr zu produzieren, als bloßes Rauschen. Nicht die siebzehnte Stimme im Chor der „Hilfe-Rufenden“ zu sein, sondern jedem die Möglichkeit zu geben, sich aktiv an solidarischen Aktionen für die Betroffenen in Nepal zu engagieren.

Ein Aufruf zur Menschlichkeit.

4nepalUnsere Idee war nun, den sozialmedialen Diskurs selbst zum Thema zu machen und auf einer Seite zu kanalisieren. Alle Postings mit dem hastag #4nepal werden gescannt und auf einer einzigen Seite zusammengefasst: www.4nepal.at (oder englischsprachig: www.4nepal.info). Das soll einerseits die Möglichkeit geben, seine eigene Interaktion im Kontext von anderen Maneschen zu sehen und andererseits weitere Personen dazu einladen, sich selbst zu engageieren.

Online-Volunteering at it’s best

Am Nachmittag hat uns dann noch Jakob Kaltenbrumer, ein Freiwilliger aus dem Roten Kreuz in Oberösterreich unterstützt und in 20 Minuten einen schönen HTML-Frame für die Seite gebaut, vielen Dank!

Poste auch Du und lade weitere zur aktiven Solidarität ein!

kalyanKALYAN (ist Nepalesisch und bedeutet Wohlergehen)

Nach dem dramatischen Erdbeben, das in der Himalayaregion enorme Schäden verursacht hat ist das menschliche Leid in Nepal enorm. Wir wollen allen die Möglichkeit geben, ihr Mitgefühl auch digital auszudrücken – online dazu beitragen, dass es den Betroffenen nach dem Erdbeben besser geht. Natürlich ist materielle Hilfe im Moment das Wichtigste, das berichten auch unsere Mitarbeiter vor Ort. Doch neben dem Spenden ist auch die menschliche Nähe wichtig.

Poste Deine Wünsche für Betroffene des Erdbebens in Nepal. Zeige Deine Unterstützung durch ein Posting, einen Spruch, ein Selfie oder tagge eine Aktion mit der Du den Betroffenen hilfst mit dem Hashtag #4nepal. Und lade Deine Freunde ein, Deine Geschäftsparter, Dein Netzwerk.

Etwas Gutes tun heißt zu zeigen, dass einem die Situation und vor allem die Menschen vor Ort nicht kalt lassen! Also zeig Dein Commitment mit #4nepal

Alle Postings von Facebook, Twitter und Instagram findest Du auf www.4nepal.at.

Damit wir gemeinsam Aufmerksamkeit für die betroffenen Familien und Kinder schaffen können brauchen wir Deine Hilfe!

 

 

#getsocial: Ergebnisse der Jugendkampagne

EINLEITUNG

Wenn wir vom Roten Kreuz als größte humanitäre Organisation der Welt sagen, dass die Jugend unsere Zukunft ist, so stehen wir im Feld der Kommunikation nicht alleine da. Nahezu alle Kommunikatorinnen und Kommunikatoren wollen jugendliches Image für ihre Marken vermitteln und vermehrt junge Menschen zu Interaktionen anregen. Obwohl Magazine wie der Stern den „Abschied vom Jugendwahn“ schon vor zehn Jahren titelten, ist dieser narrativ in der Kommunikation noch immer allgegenwärtig.

Jugend 2.0 ?

Doch mit der radikalen Individualisierung und dem Wandel der Kommunikationskanäle kam auch die Aufsplittung. Konnten früher einzelne Jugendkulturen klar gegeneinander abgegrenzt werden, verschwimmen die Grenzen immer mehr, auch die Grenzen zwischen den Altersgruppen. Jung zu sein bedeutet heutzutage viel mehr einen Lebensstil zu führen, der vom Alter entkoppelt ist. In diesem Sinne gibt es durchaus sehr alte 14-Jährige und äußerst junge 40-Jährige.

Für das Österreichische Rote Kreuz – die größte humanitäre Freiwilligenorganisation in Österreich – ist das Thema Jugend essentiell. Im Bereich der freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen wir bei unter 25-Jährigen die starke Motivation, anderen zu helfen.

Das Thema Jugend hat die Führungskräfte des Roten Kreuzes daher in den vergangenen Jahren schon intensiv beschäftigt, wurde doch ein Strategieprozess umgesetzt, um einerseits Angebote für junge Menschen bereitzustellen und andererseits den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Stimme und Einfluss in Gremien zu geben. Es geht in unseren Anstrengungen immer um die drei unterschiedlichen Stakeholder-Aspekte von jungen Menschen:

  • einerseits jugendliche Anspruchsgruppen in der Kommunikation,
  • andererseits Jugendliche als Empfängerinnen von Leistungsangeboten sowie
  • als freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Im Anschluss an die strategischen Planungen für die Gesamtorganisation in den vergangenen Jahren wurde das Jahr 2014 ausgewählt, um die Maßnahmen der integrierten Kommunikation in diesem Segment zu starten. Wie immer im föderalen Multistakeholder-Umfeld des Roten Kreuzes ist die koordinierte Kampagnenplanung gemeinsam mit den kofinanzierenden Landesorganisationen bereits Teil der Kampagne selbst, weil diese Aushandlungsprozesse gemeinsames Verständnis und Koordinierung der Zielhierarchien und Botschaften mitbringen. In diesem Falle wurde die Zahl der Stakeholder aufgrund des Jugend-Tryptichons (Kommunikations-Anspruchsgruppe, Leistungsempfänger/in, Mitarbeiter/in) noch einmal komplexer.

Maßgeschneiderter integrierter Ansatz

Dafür konnte ein spezifisch auf die wohl einzigartigen Bedürfnisse des Roten Kreuzes geschneidertes integriertes Kommunikationsangebot gemeinsam mit mehreren Agenturpartnern geplant, konzeptioniert und umgesetzt werden – wie die Ergebnisse schlussendlich zeigen auch sehr erfolgreich.

MANAGEMENT SUMMARY

Auch wenn namhafte Jugendforscher immer wieder kritisieren, dass junge Menschen in Österreich nur konsumorientiert seien, egoistisch und gleichgültig, wollten wir mit dem Kommunikationsschwerpunkt im Sommer 2014 zeigen, dass dem nicht so ist.

Das Rote Kreuz verfügt in Österreich über ein Netzwerk von über 76.000 freiwilligen, beruflichen und zivildienstleistenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dabei sind besonders die unter 25-Jährigen das Rückgrat der Organisation im Freiwilligenbereich.

Bei dieser Kampagne wurde in einem integrierten Kommunikationsansatz erstmals der Schwerpunkt in der digitalen Sphäre gesetzt. Digitale (und vor allem Social Media-Elemente) in der jugendlichen Kernstakeholdergruppe wurden durch klassische Tools und Offline-Aktivitäten ergänzt. Dabei wurde auf die Aufwertung des Begriffes sozial / social durch die Entwicklungen der letzten Jahre gesetzt und zu sozialem Engagement mit „get social“ aufgerufen: Insgesamt konnten allein auf digitalem Weg über 14 Millionen Personen erreicht werden.

Die Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren Botschafter und Kommunikatoren der Kampagne und haben on- und offline gezeigt, was „gemeinsam mehr“ heißt und wie man damit Menschen in Not helfen kann.

Das Österreichische Rote Kreuz, seine Landesverbände und Dienststellen haben mit der Kampagne „#getsocial“ aufgezeigt und bewiesen, dass es gerade die Jugend ist, auf die man sich verlassen kann, wenn es ums Helfen geht und noch mehr junge Menschen für soziales Engagement und die Idee der Menschlichkeit begeistert. Die Bekanntheit und die Markenwerte des Roten Kreuzes konnten – wie intendiert – auch tatsächlich gesteigert werden.

 

KOMMUNIKATIONSKONZEPT

Ausgangssituation

Das Rote Kreuz in der Wahrnehmung von außen

Das Österreichische Rote Kreuz zählt zu den bekanntesten Marken in Österreich, nicht nur im Nonprofit-Bereich. So listet der Young&Rubicam Brand Asset Valuator das Rote Kreuz regelmäßig unter den Top 20 Marken in Österreich. Die Organisation ist bekannt und steht für Vertrauen, Hilfe, Verantwortung, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Kompetenz.

Betrachtet man in den Umfragen die verschiedenen Altersgruppen, so kann man in den vergangenen Jahren feststellen, dass gerade im Bereich der sehr jungen und jungen Österreicherinnen und Österreicher im Alterssegment von 13-25 die Bekanntheit, aber auch die Sympathie signifikant niedriger sind als in den Alterssegmenten, die direkt mit dem Roten Kreuz und seinen Leistungen zu tun haben. Zusätzlich fällt auf, dass gerade im urbanen Raum diese Werte noch geringer sind.

Jugendkulturforscher unterstellen der Jugend regelmäßig, sie sei egoistisch und konsumorientiert, eine Erfahrung, die man im Roten Kreuz nicht teilt, sind doch unter 25-Jährige das Rückgrat der Organisation im Freiwilligenbereich.

Das Thema Jugend nach innen

Seit dem Jahr 2010 wurde dem Thema Jugend im Roten Kreuz ein strategischer Schwerpunkt gewidmet. Interne Strukturen wurden dafür vorbereitet, einerseits das Augenmerk auf junge Stakeholder zu legen und die Organisation noch fitter für das Engagement jüngerer Menschen zu machen und andererseits junge Menschen auch in den Entscheidungsgremien zu verankern. Umgesetzte Maßnahmen daraus – retrospektiv betrachtet auch interne Vorbereitungsarbeiten für die Kommunikationsaktivitäten 2014 – waren die Kooptierung von Jugendvertreter/innen in das höchste statutarische Gremium, die Präsidentenkonferenz des Österreichischen Roten Kreuzes und in die regelmäßige Tagung der Landesgeschäftsführer/innen. Auf Bundesebene wurde ein Bereich „Jugend“ ins Leben gerufen, der direkt der Geschäftsführung unterstellt ist und daher organisationsintern dieselbe „symbolische“ Wichtigkeit hat, wie Einsatzmanagement oder Pflege & Betreuung.

Im Zuge dieser Vorbereitungen wurden auch die Leistungsbereiche evaluiert und optimiert, in denen sich die Jugendlichen als freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Roten Kreuz einbringen können. Andererseits wurden Informations-, Beratungs- und auch Unterstützungsangebote für junge Menschen entwickelt und ausgebaut, die für diese als Zielgruppen erbracht werden.

Ziele der Kampagne

Die Zielformulierung als Auftrag an das Kampagnenteam war mehrstufig. Einerseits musste nach innen gewirkt werden, um den Strategieprozess auch nachhaltig kommunikativ zu verankern, andererseits war die externe Wirkung Hauptschwerpunkt des erfolgreich umgesetzten Konzepts.

Stakeholder und Kommunikationsziele

Die Ziele wurden von Beginn an nach Stakeholdersegmenten geclustert. Bei der Gestaltung der Jugendkampagne stand als primäre externe Stakeholdergruppe jene der 14- bis 18-Jährigen im Fokus. Als weitere Stakeholder wurden Personen aus dem Umfeld von Jugendlichen definiert. Diese Sekundärzielgruppe ist im Alter von 25+, und umfasst Eltern, Familienmitglieder, Lehrer, Arbeitgeber, etc.

Im Konkreten ergaben sich daher für die Zielformulierung folgende allgemeine und spezifische Kommunikationsziele:

 

Bekannheit im Bereich 14 – 18 Jahre

  • Bekanntheit des Roten Kreuzes bei jungen Menschen weiter steigern.

Imageziele im Bereich 14 – 18 Jahre

  • Markenwerte des Roten Kreuzes bei Jugendlichen weiter steigern (Sympathie).

Wirkungsziele im Bereich 14 – 18 Jahre

  • Jugendliche über Möglichkeiten des sozialen Engagements informieren.
  • Jugendliche zu sozialem Engagement bewegen.
  • Zukünftige Rotkreuz-Freiwillige gewinnen.
  • Jugendliche als Jugendgruppen-Mitglieder oder -Betreuer/innen gewinnen.

Imageziele in der Sekundärzielgruppe 25+

  • Das Umfeld der Jugendlichen über Rotkreuz-Angebote informieren und damit die Marke insgesamt „jünger“ machen.

Wirkungsziele interne Stakeholder

  • Die internen Stakeholder dienen einerseits als Verstärker der Kampagne, andererseits wird auch das Markenbild innerhalb der Organisation durch die Kommunikationsaktivitäten verändert. Aus diesem Grunde hat dieser Kampagnenteil auch besondere Bedeutung.

Kommunikationsstrategie

Die Ziele der Kampagne sind mittel- bis langfristig gesteckt. Ein Drei-Säulen-Modell für das Engagement soll als theoretisches Konstrukt zeigen, in welchen Ebenen die Interaktionspyramide in der Kernanspruchsgruppe angelegt werden kann.

Diese Säulen sind:

  1. Bekanntheit steigern
  2. Markenwert steigern (Image)
  3. Engagement steigern (Wirkung)

Für die drei Ebenen des Engagements, im Rahmen dieser Kampagne wird auf die beiden ersten Säulen das Hauptaugenmerk gelegt, da Engagement eine mittel- bis langfristige Entscheidung ist, die zudem nicht unmittelbar innerhalb unserer Organisation erfolgen muss und daher hinsichtlich der Wirkungskontrolle problematisch ist.

Dieser Ansatz sollte multimodal und multimedial in den Kernstakeholdergruppen umgesetzt und in den weiteren Stakeholdersegmenten bekannt gemacht werden.

Grundlage für die Detailplanung war die Teilnahme an den Market Jugendstudien seit 2010 und der regelmäßig rotkreuz-intern stattfindende „Stimmungsbarometer“, um Inhalte, Ideen und auch bestehende Imagewerte der jungen Zielgruppen zu erfassen. Die Strategie wurde gemeinsam mit der Agentur Monopol entwickelt, für die Herangehensweise an das Umfeld der Jugendlichen zeichnet Silberball verantwortlich. Weitere Agenturpartner waren Die Socialisten für die #Hashtag-Kampagne und IQmobile setzte eine mobile Marketing-Aktion per SMS um.

Strategischer Ansatz

Als strategischer Ansatz wurde eine multimediale Multilevel-Multistakeholder-Kampagne mit einem starken Social Media-Schwerpunkt angedacht, die an die Lebensrealität junger Menschen anschließt, die bestehenden Stories aus dem Roten Kreuz aufgreift und mit Mitteln des Storytellings noch mehr junge Menschen von der Idee der Menschlichkeit begeistert. Die Kommunikation soll zunächst Reichweite im Alterssegment bringen, um in weiterer Folge die Bekanntheit und Sympathie (also Image) zu verbessern, was mittelfristig zu Internalisierung der Rotkreuz-Ideen führt und vermehrt junge Menschen zum Engagement (Wirkung) bringt.

Der Slogan #getsocial als zentrales Element der Jugendkommunikation

Als zentrale Kampagnenidee dazu wurde ein Slogan entwickelt, unter dem die gesamten Jugendkommunikations-Aktivitäten gestellt werden: #getsocial. Damit ist geplant, das in jungen Milieus durchaus negativ konnotierte Adjektiv „sozial“ aufzuwerten, und mit „social“ den kommunikativen Konnex von realem prosozialen Verhalten und sozialen Medien zu schaffen.

Dabei kann „social“ in drei verschiedenen Weisen verstanden werden:

  1. Einerseits als praktisch menschliches Verhalten, also im Sinne des Rotkreuz-Grundsatzes der Humanität.
  2. Zweitens als soziales Netz der Familie und Freunde, wie es auch das Rote Kreuz für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darstellt,
  3. und schlussendlich drittens als Social Media, also Facebook & Co.

Kernbotschaften

Als Kernbotschaften wurden definiert:

  1. Du tust oft schon etwas Soziales, von dem du nicht wusstest, dass es auch die Grundidee des Roten Kreuzes ist.
  2. Junge Menschen sind besser, als ihr Ruf: sie engagieren sich und helfen anderen gerne.
  3. Jeder kann sich sozial engagieren, HelpStars , die humanitäre Jugendplattform des Roten Kreuzes, ist die Plattform, um dieses Engagement sichtbar zu machen.

Maßnahmen

Grundidee für die Kommunikation war es, einen Interaktionstrichter mit mehreren Eingängen zu konstruieren, über den wir die einzelnen Stakeholdersegmente genau nach den jeweiligen Bedürfnissen informieren und servicieren können. Dazu wurde zu Beginn festgelegt, dass die digitale Kommunikation zu den Hauptstakeholdergruppen immer über das humanitäre Jugendportal kanalisiert wird, das gemeinsam von Österreichischem Roten Kreuz und Österreichischem Jugendrotkreuz betrieben wird.

Eine weitere durchgängige Kommunikationsmaßnahme ist die Gestaltung eines Gesamtkampagnenartworks durch den Künstler Boicut, der mit dem Key Visual der Kampagne, einem symbolischen Herzen, versucht hat, die humanitären Kernelemente des Roten Kreuzes für junge Menschen zu visualisieren. Elemente dieses Kommunikationsdesigns finden sich in allen Online- und Offline-Aktivitäten.

Zwei Wege, ein Ziel: Get Social!

Methode der Kampagne war es, Jugendliche dort abzuholen, wo sie kommunizieren. Daher war ein wichtiger Schritt die Kommunikation in Sozialen Netzwerken. Aus diesem Grund wurde während der gesamten Kampagne ein Hauptaugenmerk auf die Verbreitung unserer Ideen, Grundsätze, Angebote usw. auf Facebook, Twitter und Instagram gelegt.

Als zweiter Weg in die Onlinewelt wurden natürlich die Kampagneninhalte und -videos auch im Rotkreuz-Onlineportal der Homepage und HelpStars.at aktiv miteinbezogen.

Das interaktive YouTube-Video als Kernelement

Bei der Verbreitung der Botschaft der Kampagne setzte man auf ein interaktives YouTube-Video als Kommunikationsmittel. Dieses wurde interessant, spektakulär und lustig gestaltet, um das Interesse der jungen Generation zu wecken. Auf den Absender wurde zu Beginn bewusst verzichtet, um einen Überraschungseffekt zu erzielen.

Das Viral konkret:

  • Ein interaktives YouTube-Video ging mit Kampagnenstart online.
  • In dem interaktiven Video hat der User die Möglichkeit den Fortlauf der Geschichte mit verschiedenen Entscheidungen aktiv zu beeinflussen.
  • Das interaktive Element im Viral soll dazu motivieren, auch im „echten Leben“ sozial aktiv zu werden.
  • Der Inhalt wird sehr überzeichnet dargestellt und ist so ein Versuch, in der Zielgruppe „Wirbel“ zu machen.
  • Im Weiteren soll der Inhalt neugierig auf mehr machen und so die Userinnen und User dazu motivieren, dieses Video aktiv zu verbreiten.
  • Das Video soll auch provozieren und zu Diskussionen führen.
  • Im Viral entdeckt der User den persönlichen sozialen Handlungsspielraum und trifft Entscheidungen subjektiv.
  • Jemanden vor dem Sturz in die Glasscherben zu bewahren, bedeutet „aus Liebe zum Menschen“ zu handeln. Der User entdeckt, dass sich sein normales tagtägliches Handeln mit den Werten des Roten Kreuzes deckt.
  • Die Message: Du tust schon etwas, von dem du nicht wusstest, dass es auch die Grundidee des Roten Kreuzes ist.
  • Jugendliche im Video sind zum größten Teil selbst Rotkreuz-Jugendgruppen-Mitglieder.

Je nach den getroffenen Entscheidungen im Video wurde der User/die Userin auf verschiedene Landingpages weitergeleitet. Die dort präsentierten Informationen schlossen an die Handlungen im Video an.
Um die Verlinkung auch bei mobilen Endgeräten zu ermöglichen, ein Feature, das Google auf YouTube nicht generisch implementiert hat, wurde unter m.get-social.at eine eigene mobil verfügbare Website umgesetzt.

Jugendportal als Landingpage

Das gemeinsame humanitäre Jugendportal von Rotem Kreuz und Jugendrotkreuz fungierte als Landingpage für die jugendliche Zielgruppe. Von dort werden die Interessent/innen regional/thematisch zu spezifischen Informationen im Rotkreuz-Netzwerk weitergeleitet. Die Jugendplattform wurde anläßlich der Kampagne einem inhaltlichen und graphischen Relaunch unterzogen.

Whatchado-Stories

Ein zentrales Element im Rahmen der Kampagne ist Storytelling, also der Transport der Kampagneninhalte mit Hilfe von Geschichten an interessierte Personen. Im Sinne der Strategie ist das also die zweite Säule. Dies wird mit Mitarbeiter/innen-Interviews auf der Online-Video-Plattform Whatchado (www.whatchado.com) umgesetzt.

Whatchado versteht sich selbst als Job Dating Seite, auf der Nutzer der Seite mit zu ihnen passenden Berufen zusammengeführt werden. Wir als Rotes Kreuz wollen dies aber nicht nur mit bezahlten Berufen machen, sondern auch mit den vielen unterschiedlichen Möglichkeiten des freiwilligen Engagements, die es im Roten Kreuz gibt. User beantworten einen Fragebogen und bekommen Videos von Menschen vorgeschlagen, die ähnlich denken wie sie selbst. So können Jugendliche selbst herausfinden, welche Tätigkeit zu ihnen passt und was das Rote Kreuz für sie im Angebot hat.

Dafür wurden mehr als 50 Videos mit freiwilligen, beruflichen und zivildienstleistenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den unterschiedlichen Leistungsbereichen und allen Bundesländern gedreht. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beantworten dabei die gleichen Fragen und erzählen wie es ist, sich im Roten Kreuz zu engagieren. Da es auch um den privaten Background und die persönliche Lebenserfahrung geht, sind die Videos viel authentischer und ansprechender als eine herkömmliche Stellenbeschreibung. Die Nutzer können sich mit den Personen identifizieren und entdecken so auch das Potenzial zu sozialem Engagement in sich selbst.

Hashtag-Kampagne #getsocial

Wie bereits bei dem Punkt Kampagnenmethodik erklärt, setzt das Rote Kreuz im Rahmen der Jugendkampagne zu einem großen Teil auf die Sozialen Netzwerke. Um diese Kommunikationsaktivitäten aller Kanäle zu bündeln und messbar zu machen, wurde eine Hashtag-Kampagne initiiert. Alle public gestellten Postings und Fotos mit dem Kampagnenhashtag „#getsocial“ werden automatisch auf eine gemeinsame Wall zusammengeführt und sind somit auch für Veranstaltungen und alle Interessierten auf wall.get-social.at zugänglich. Dieser Kampagnenteil wurde von der Agentur „Die Socialisten“ umgesetzt.

Durch verschiedene Postings in den Social Media-Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram zeichnet sich auf der Kampagnen-Wall ein breites Bild von sozialem Engagement in Österreich ab.

Der vereinfachte Zugang zu Inhalten und die Einfachheit in der Darstellung von sozialem Engagement in den Social Media-Kanälen ist auch für die mehr als 76.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Roten Kreuz eine gute Gelegenheit, von ihrem persönlichem Einsatz in den unterschiedlichsten Bereichen des Roten Kreuzes zu berichten. Gerade das aktive Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann hier zusätzlich instrumentalisiert werden, andere aktuelle Hypes wie die Cold-Water-Challenge, der Harlem Shake oder auch die Ice-Bucket-Challenge können so mitgenommen und unter den Kampagnenschirm geholt werden.

Kampagnenvideo

Als verbindendes Element für die interne wie auch externe Kommunikation wurde ein Video erstellt, das die verschiedenen Aktivitäten junger Menschen im Roten Kreuz darstellt. Dieses ist einerseits intern als verbindendes Kommunikationselement gedacht, um die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dieselben Kommunikationsinhalte zu synchronisieren und andererseits dient es zur externen Präsentation der Aktivitäten in diesem Bereich, vornehmlich allerdings nicht bei den Jugendlichen, sondern in ihrem Umfeld.

Offline-Kampagnenmaterialien, Give-aways

Für die interne und externe Kommunikation wurden unterschiedliche Offline-Kampagnenmaterialien produziert. Neben weißen Sonnenbrillen, die zu Selfies im #getsocial-Style einladen, gab es T-Shirts, Freecards, Eventarmbänder, Ohrenstöpsel, Kondome, Gummibären aber auch Liegestühle und einen Fotorahmen, um das Kampagnen-Artwork in die Fotos zu bringen. Zungen-Tattoos und Sticker wurden ebenfalls produziert.

Die Give-aways wurden unter anderem bei Großveranstaltungen, wie dem Novarock- bzw. dem Frequency-Festival, an viele hunderte Jugendliche und junge Erwachsene verteilt. Zahlreiche weitere regionale und lokale Events sind seit Juni dafür verwendet worden, um über das Kampagnenmotto #getsocial zu informieren und junge Menschen über die Möglichkeit zu sozialem Engagement zu informieren. Dabei wurden durchaus prominente Unterstützer Teil der Kampagne.

Kampagnenteil „Gemeinsam mehr“

Der parallele Kampagnenteil für das Umfeld der Jugendlichen wurde federführend von der Agentur „Silberball“ umgesetzt. Dabei konnte an die Markenkommunikation der vergangenen Rotkreuz-Kampagnen angeknüpft werden, indem die Botschaft „Gemeinsam mehr“ mit dem Slogan „Get Social!“ verknüpft wurde. Drei verschiedene Sujets wurden für den Print erstellt, Poster produziert und zahlreiche Sujets – gratis – geschalten. Das Motiv „Paar“ wurde auch als 8- und 16-Bogen Plakat produziert und bundesweit in einer Zahl von 3.000 Stück affichiert.

Radiospot

Die Kommunikation wurde durch einen 16-Sekunden-Radiospot verstärkt, der das Motto „Gemeinsam mehr“ in den Mittelpunkt stellt, indem eine Gruppe Jugendlicher eine gelangweilte Jugendliche mit „get social!“ auffordert, beim Roten Kreuz mitzumachen.  Eine weitere Schaltung erfolgte im Sommer auf Spotify, einem Online-Streaming-Musikdienst, der spezifisch von jungen Menschen genutzt wird.

Pressearbeit

Im Rahmen der externen Kommunikation zu dieser Kampagne wurden vor allem Personen im Bereich der sekundären Stakeholdergruppe erreicht. Eine Pressekonferenz und ein Fototermin zum Start der Kampagne mit Familien- und Jugendministerin Sophie Karmasin fand im Jugendministerium statt und wurde relativ breit rezipiert. Dazu erfolgten Presseaussendungen der durchführenden Agenturpartner über die Kampagne an die Metamedien. Gleichzeitig wurde begonnen, sämtliche externe Medien-Kommunikation zu Themen der Jugend im Roten Kreuz unter das Dach von „#getsocial“ zu stellen, was die Wirkung der Kampagne im Stakeholdersegment des Umfelds von Jugendlichen verbreitert hat.

Rotkreuz-Medien

Die Kommunikation in den Rotkreuz- und Jugendrotkreuz-Medien erfolgte flächendeckend. Sowohl die Rotkreuz-Zeitung, die an Mitglieder und Spender versendet wir, als auch die Jugendrotkreuz-Magazine widmeten sich dem Thema Jugendkampagne und vor allem den Aktivitäten in diesem Bereich.
Auf der Homepage des Roten Kreuzes wurde ein eigener Informationsbereich für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für externe Interessierte eingerichtet, der die Kampagne und die Grundlagen unserer Arbeit im Jugendbereich für ältere Stakeholdersegmente aufbereitet.

Mobile Kommunikation

Gemeinsam mit der Agentur IQmobile wurde für den Kampagnenstart ein mobiles Add-On zur Kommunikation geschaffen, um die Aufmerksamkeit zu steigern. Am Tag vor dem Kampagnenstart wurde das bis dahin geheim gehaltene Viral online gestellt und ein Link per SMS an rund 30.000 Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschickt. Das Echo war enorm. Diese Aktion wurde am Tag des Kampagnenstarts noch durch eine SMS-Aktion an weitere externe 28.851 Empfängerinnen und Empfänger aus der Kernstakeholdergruppe ergänzt.

Zeitplanung

Die konkrete Planung in einer bundesweiten Arbeitsgruppe begann schon 9 Monate vor Kampagnenstart. Ein Einkoppeln der Kommunikationsaktivitäten auf lokaler, regionaler und bundesweiter Ebene erfordert besonders zu Beginn viel an internem und externem Planungs- und Kommunikationsaufwand. Dabei wurde diese Kampagne zwischen andere Aktivitäten eingepasst. Die Rotkreuz-interne Kommunikation startete Anfang Mai, die externe Kampagne am 12. Juni 2014.

WIRKUNGSKONTROLLE

Die Wirkungskontrolle der Kampagne erfolgte strategiekonform nach den Perspektiven Reichweite, Image und Wirkung. Da sich die Interaktionen als Primärwirkungen bei digitalen sozialmedialen Kampagnen wieder auf die Reichweiten rückauswirken. Daher sind diese beiden Perspektiven gemeinsam erfasst.

Reichweiten und Interaktionen

Die Messung der Reichweiten erfolgte bei den digitalen Aktionen just-in-time, dabei konnten die Impressions, aber auch die Interaktionsraten auch nach Zielgruppen aufgeschlüsselt zeitnah erfasst und diese Ergebnisse in die Kampagne rückübermittelt werden.

Hinzu kommen noch die Reichweiten der Radiospots, Plakate und digitalen Audiowerbung aus Spotify und die Offline-Aktionen bei Festivals oder im Rahmen von dezentralen Veranstaltungen in den Bundesländern und Bezirken. Hier ist eine Reichweitenschätzung nur kursorisch möglich.

Diese Reichweiten lassen sich aufgrund der Unterschiedlichkeit der Interaktionen und Modalitäten nicht miteinander vergleichen, geschweige denn zusammenzählen.

Die primäre Wirkung, also die Interaktionen und die Etablierung von Kommunikations-Beziehungen in den digitalen Kanälen, liegt mit einer Gesamtzahl von über 70.000 Interaktionen über den Erwartungen. Vergleicht man das mit der Größe der Gesamtzielgruppe, so kommen wir auf eine Interaktionsrate von über 5 %. Die mittel- und langfristigen Sekundärwirkungen im Sinne von Engagementraten und Veränderungen im Verhalten von jungen Menschen sind in der kurzen Zeit noch nicht messbar. Anhand der auf digitalen Kanälen eingehenden Mitarbeitsanfragen kann aber abgeschätzt werden, dass sich hier ebenfalls Steigerungen ergeben könnten.

Wirkungsmessung

Intern – Stimmungsbarometer

Das Österreichische Rote Kreuz führt alle drei Jahre eine interne Meinungsumfrage unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch. Auch 2014 wurde dieser „Stimmungsbarometer“, beginnend Ende Juni bis Ende August, durchgeführt. Insgesamt haben über 2.800 Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dieser Umfrage teilgenommen.

Die Ergebnisse sind, was das Engagement von jungen Menschen im Roten Kreuz betrifft, interessant. 95 % der Mitarbeiter/innen unter 25 Jahren geben an, ehrenamtlich tätig zu sein, um Neues zu lernen und fast 90 % wollen etwas für andere tun. Im Vergleich zur letzten Umfrage – und hier hat die Kampagne dazu beigetragen – fühlen 74 % der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass „RK-intern der Grundsatz der Menschlichkeit im Sinne von Verständnis, Freundschaft und Zusammenarbeit gelebt“ wird (nach 60% im Jahr 2011).

Extern – Online-Umfrage

Für die Wirkungsmessung wurde Ende August eine Marktforschung vom Linzer Unternehmen market durchgeführt. Dabei wurden 800 Personen zu unterschiedlichen Imagewerten bzw. Teilen der Kampagne und Bekanntheit bzw. Sympathie des Roten Kreuzes online befragt. Um die Zielgenauigkeit der Kommunikationsaktivitäten zu eruieren wurden zwei verschiedene Alterssegmente untersucht. Die „junge“ Zielgruppe (500 Befragte) war – auch panelbedingt – von 15-29 Jahre selektiert, die Kontrollgruppe von 40-59 Jahren beinhaltete 300 Personen aus ganz Österreich. Die realen Werte in der Kernstakeholdergruppe dürften daher noch höher liegen.

Die Ergebnisse der Umfrage im Detail

25 % der Zielgruppe berichten ungestützt, dass ihnen die Kampagne aufgefallen ist (16 % in der Kontrollgruppe). Bei Vorzeigen von Kampagnensujets und Bannern steigt dieser Anteil auf 38 % (28 % in der Kontrollgruppe).

Dem Roten Kreuz ordnen 14 % der Gesamtbefragten (und daher 58 % der Kampagnenkenner) in der Kernzielgruppe die Jugendkampagne zu. (Kontrollgruppe: 8 % bzw. 50 % der Kampagnenkenner).

Auch in Sachen freiwilliges Engagement ist die Jugend besser als ihr Ruf. Sowohl, was das tatsächliche Engagement betrifft, als auch hinsichtlich der Bereitschaft in Hilfsorganisationen, spontan bei Katastrophen oder auch im eigenen Umfeld zu helfen – die Antwortraten sind bei jungen Menschen immer auf demselben Niveau wie bei den älteren Österreicherinnen und Österreichern. Im Bereich der Bereitschaft zur spontanen Hilfe bei Katastrophen ist der Wert sogar signifikant höher. Das entspricht auch unseren Erfahrungen, was das tatsächliche Engagement von jungen Menschen betrifft, die tagein und tagaus beim Österreichischen Roten Kreuz freiwillig „aus Liebe zum Menschen“ tätig sind. Und das mit Freude.

 

Loslassen lernen

Anlässlich der re:campaign 2013 wurde der Leitfaden „Social Media für NonProfits“ neu aufgelegt. Ich wurde eingeladen, das Editorial zum Thema Social Media Strategien zu schreiben, das ich gerne hier auch poste.

Social Media Strategien für Nonprofits.

Von Gerald Czech

 

Gerald Czech ist Sozioökonom, Einsatzmanager und Leiter New Media im Österreichischen Roten Kreuz. Als langjähriger Ehrenamtlicher im Rettungsdienst kennt er Nonprofit-Organisationen aus allen Perspektiven.

 

Als MitarbeiterIn von NPOs, NGOs, Stiftungen und Initiativen – im folgenden als “Nonprofits” vereinfacht – ist man gewöhnt anzupacken, wenn in der Gesellschaft etwas nicht klappt, sich selbst und persönlich einzusetzen, wofür man steht. Jetzt, hier und sofort. “Ich weiß ja woran es krankt, wer meine Hilfe braucht, wen ich unterstützen kann!”

Loslegen, jetzt, sofort!

Schon die legendären Gründer und Gründerinnen der bekannten Initiativen des dritten Sektors haben gezeigt, wie man sozusagen „hands-on“ seine Einstellung durch faktisches Handeln zeigt: Irgendwie steckt in vielen von uns ein kleiner Henry Dunant (Begründer des Int. Roten Kreuzes, Anm. d. Red.), der aktionistisch helfen will, weil eben Hilfe benötigt wird. Aufgrund unserer Erziehung, unserer Einstellungen und Denkmuster wissen wir meist spontan, was zu tun ist: Wer friert, braucht eine Decke; wer durstig ist, braucht etwas zu Trinken; wenn es brennt, dann löscht man.

Know me, like me?

Komplexer wird es, wenn wir gemeinsam helfen wollen – arbeitsteilig in Form einer Organisation, zum Beispiel als Nonprofit. Da beginnt es plötzlich komplex zu werden. Was für einen selbst gilt, funktioniert gemeinsam nicht mehr: Auf einmal brauchen wir ein einheitliches Verständnis für die Aufgaben – am besten gemeinsam vereinbart und niedergeschrieben. Kurz: Wir brauchen eine Strategie! Gleiches gilt für das Engagement im „virtuellen Raum“. Als Einzelperson bei Facebook & Co. bin ich  unverwechselbar und authentisch, ich habe ein persönliche  Freunde, Bekannte, Verwandte. Und sogar Menschen, die mich nicht mögen, kennen mich zumindest. Wer aber ist die Organisation als Person?

Strategie 1.0

Wie kommt man nun zu einer Strategie, etwa im Social-Media-Bereich? Der Autor Philip Kotler beispielsweise empfiehlt – was soll ein Marketing-Guru anderes sagen? – sich den Markt gut anzusehen (Segmentation) und im Anschluss seinen Zielmarkt zu definieren (Targeting), um sich dort dann richtig zu positionieren. Doch da sind wir beim Kernproblem im Nonprofit-Bereich: Meist gibt es keine Märkte und die Kunden sind auch nicht das, was sie im Profitbereich sind. Dann bliebe uns ja nur mehr die Positionierung als Strategie? Zudem sind die Interessensgruppen von Nonprofits deutlich komplexer strukturiert, als etwa Kunden, die einfach eine Seife kaufen wollen.

Sozialer Wandel 2.0

Zudem ist die mediale Realität im Social Web eine andere. Ich denke, die Dynamik der neuen Medien hat auch die Kommunikationskultur umgestellt, oder ist zumindest mittendrin: Wir kommunizieren heute anders als noch vor zehn Jahren. Die Breite der angebotenen Informationen und die ständige Verfügbarkeit auf tausenden Kanälen verändert das Konsumverhalten um 180 Grad. Als Medienkonsument suche ich mir jetzt selbst aus, was mich interessiert, meine sozialen Netze stellen mir die Informationen “per Freundschaft gefiltert” zur Verfügung. Der Absender hat in der Regel keinen direkten Einfluss mehr darauf, welche Information zu welcher Zeit an mich dringt.

Beziehung statt Umfeld

Bevor ich im Social Web loslege, sollte ich wissen, wo ich hin will. Anders als in den Klassikern der Management-Strategie sehe ich die Umgebung nicht als statisch und unbeeinflussbar. Im Falle einer Social-Media-Strategie sind dies nämlich die sozialen Medien selbst. Und genau dort wollen wir ja ansetzen und ändern. Genauso wirken die sozialen Netze dann direkt in meine Organisation und verändern auch dort Einstellungen, Werte und schließlich die Menschen. Eigentlich ist es eher wie in einer Partnerschaft, in der die wechselseitige Beeinflussung wichtiger Teil der Beziehung ist.

Teil der Kommunikationskultur statt nur ein weiteres Medium

Social Media – im deutschsprachigen Raum fast schon gleichbedeutend mit dem übermächtigen Netzwerk Facebook – sind  fester Bestandteil junger, urbaner Kommunikationskultur. Für die Kids, Teens und Twens ist das Netz längst realer Raum, nicht mehr nur ein virtuelles Extra.

 

Soziale Medien können aufgrund der starken Nutzung schlicht als weitere Möglichkeit der Kommunikation zwischen Menschen verstanden werden. So wie einst das Telefon die Möglichkeiten des Informationsaustauschs in räumlicher Hinsicht verändert hat. Nicht im Sinne eines Massenmediums, wie das für Radio oder das Fernsehen gilt. Social Media sind Kanäle der Kommunikation für Menschen, die dort private und unverbindliche Informationen austauschen, wie beim Smalltalk oder am Stammtisch. Und virtuell ist in diesem Zusammenhang lediglich der Ort der Kommunikation, denn die Informationen sind real und faktisch.

Hierarchien und Social Media

Gerade Nonprofits haben als Organisationsform oftmals eine starre und klassische Hierarchie. Pyramidenartige Organigramme zeigen – für jedermann leicht erkennbar – die Über- und Unterstellungen der MitarbeiterInnen. Klare Zuständigkeiten für fest umrissene Teilaufgaben des Organisationshandelns helfen, Eindeutigkeit zu schaffen. Eine Eindeutigkeit die im komplexen Umfeld ja auch notwendig ist: Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es so oft viel leichter, ihren Aufgaben nachzukommen. Auch für die oft als Vereine organisierten Nonprofits wird es einfacher, denn Vorstand, Geschäftsführung oder Präsidium müssen klare Aufgaben haben.

Bereits kleinere Organisationen entwickeln recht rasch bürokratische Strukturen, um die tägliche, für die Gesellschaft wichtige, Arbeit zu bewältigen.

Social Media aber sind egalitäre Netzwerke, die Menschen ohne unmittelbaren Statusbezug miteinander vernetzen. Der Portier ist genauso Freund wie die Präsidentin; die ehrenamtliche Mitarbeiterin in Hamburg ist genauso Freundin, wie der angestellte Geschäftsführer in München. Informationen, die hier ausgetauscht werden, sind daher ganz anderen Gesetzmäßigkeiten unterworfen als die „internen Informationen“ im Rahmen der Organisationsbürokratie.

 

Über Jahre und Jahrzehnte wurde nun in unseren Organisationen vermittelt, das es klare Zuständigkeiten gäbe, beispielsweise für die Kommunikation nach außen. Und genau diese Art der Kommunikation verträgt sich schwer mit der Unmittelbarkeit und Authentizität der sozialen Netze.

Mehrdimensionale Organisationen als Lösung?

So wie das in komplexen föderalen NPOs seit vielen Jahren gelebte Praxis ist, ist es von Seiten der Führungskräfte wichtig, sich als Ermöglicher zu sehen – und nicht länger nur als Steuermann. Viele unterschiedliche Organisationsformen finden ja heutzutage gleichzeitig statt, diese werden nur meistens nicht im Organigramm abgebildet, denn das ist nur flach und zweidimensional. Wie man für einzelne Probleme Projektteams spontan aus der Organisation bildet, beispielsweise für eine Veranstaltung, eine Festschrift, oder eine neue Kampagne, so kann man sich eine Organisation 2.0 vorstellen, die themen- oder zeitspezifisch, oft spontan, entsteht.

Statt des Orga-Komitees für den Ball gibt es eine Facebook-Gruppe. Für die gemeinsame Erstellung der Social Media Policy ein eigenes Wiki. Eine adäquate Möglichkeit des Andockens an die klassische Organisation ist dafür zwar notwendig – dem Ermöglicher an der Spitze (oder seinem Social Media-Verantwortlichen) wird dazu aber bestimmt etwas Adäquates einfallen, genauso wie das bei realen Projektgruppen auch der Fall sein muss.

Themen und Menschen statt Marken

Die Filter dersozialen Netzwerke und die Suchmaschinen kennen unsere Organisationen nicht. Egal, ob wir Stiftung sind oder Verein: Die Marken sind im Normalfall nicht das, was die User/in sucht oder braucht. Niemand sucht nach dem Roten Kreuz, wenn er einen Erste-Hilfe-Kurs braucht, niemand automatisch nach Amnesty International, weil sie oder er sich für Menschenrechte interessiert. Gesucht sind heutzutage also Themen – und immer weniger große “Marken”, die vormals bestimmte Inhalte klar besetzten.

Die weiteren Bausteine der sozialen Netze sind die Individuen, die hinter den Accounts stehen und die diese Kommunikation aufrechterhalten. Genau diese Menschen sind ja oftmals auch unser Kapital als Nonprofit. Unsere Freiwilligen, Unterstützer/innen, Spender/innen und alle die sich mit unseren Themen identifizieren wollen genau das, wofür sie eintreten, auch nach außen kommunizieren. Sie wollen mitdiskutieren, wenn es um „ihren Verein” geht. Hier liegt es an uns, diese Diskurse einerseits zu ermöglichen als auch die Ergebnisse und Informationen in unsere Nonprofit 2.0 wieder einzuspeisen.

In Gesellschaft statt daheim?

So wie sich die reale Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, verändert sich auch die digitale Landschaft. Hat sich in den vergangenen 50 Jahren der reale Trend vom gemeinsamen Glück im trauten Heim in Richtung öffentliches Gesellschaftsleben verändert, so ändert sich die virtuelle Welt: Von den „privaten“ Webpages, die per Suchmaschine durchforstet werden, in Richtung „öffentliche“ soziale Netzwerke, auf denen die Themen und Anliegen von Organisationen präsentiert werden. Userinnen und User nutzen soziale Netzwerke und kommen nicht aktiv auf die Webpage einer Organisation, außer sie sind (potenzielle) “Kund/innen“ unserer spezifischen Waren, Dienstleistungen und Angebote.

Daher ist es einerseits wichtig, mit der öffentlich zugänglichen  Webpage eine Basis und Anlaufstelle zu haben und andererseits die Inhalte und Themen auch im Social Web zu positionieren – und die Diskussion  darüber anzuregen. Diese beiden Kanäle ergänzen einander, denn die Webpage dient als “Bauchladen”, als Katalog oder Broschüre einer Organisation und ihrer ”Dienstleistungen”. Während Online-Kanäle als diskursive Ergänzung funktionieren, wo über diese Inhalte, aber auch über die Organisation als Ganzes diskutiert wird.

Mit den Schwingen der Crowd?

Doch es geht nicht nur um die Social Networks. Neue Möglichkeiten des Fundraisings und der Mobilisierung ermöglichen, diesen Diskurs auch in praktischen Handlungen umzusetzen. Konkrete und abgegrenzte Projekte und Initiativen können so einem breiteren Zielpublikum näher gebracht werden. So lohnt sich statt der allgemeinen Spende vlt. Die Darstellung eines Projekts auf einer “Crowdfunding-Plattform”. Andere Informations-Konsument/innen können über “Crowdsourcing” als Freiwillige oder ehrenamtliche Wissensarbeiter gewonnen werden. Das Gute daran: Immer haben die Unterstützer über dialogische Social Media die Möglichkeit, auch Botschafter/innen des eigenen Themas zu werden.

Wer kennt seine Wirkungsschöpfungskette?

Ähnlich wie das im Profitbereich schon vor Jahren passiert ist, heißt es für uns als Nonprofits 2.0 nun, die Kernthemen und Aufgaben unserer Organisation zu definieren und Schritt für Schritt zu überlegen, ob nicht einzelne Aufgaben auch virtuell, in der Crowd oder im Netz erledigt werden können. Ein integriertes „Nonprofit Supply Chain Management“ sozusagen, wobei die Wertschöpfungskette hierbei eher als “Wirkungsschöpfungskette” interpretiert werden sollte. Die Nonprofit 2.0 erledigt nicht mehr alle Tasks selbst, sondern weiß, welche Aufgaben sie selbst mit dem höchsten sozialen Impact erledigen kann – und welche Aufgaben besser von anderen erledigt werden. Es geht also ums Loslassen. Auch das ist letztlich Teil einer Social Media Strategie. Und vielleicht die wichtigste Ausgangsfrage von allen.

Facebook konstruiert Scheinrealität oder der Zivildienst aus der Filter-Bubble

Prolog: Eine kleine Wirtshauselegie

Im Wirtshaus. Gulasch statt Filterbubble.
Im Wirtshaus. Gulasch statt Filterbubble.

Stellen wir uns vor wir gehen in ein Restaurant, die Speisekarte liegt nicht auf und der Kellner empfiehlt uns ein Gericht: In meinem Falle bietet er mir immer wieder Gulasch an. Montag: Gulasch, Dienstag: Gulasch, Mittwoch: Gulasch. Donnerstag, Freitag: Gulasch.

Obwohl ich Gulasch eigentlich nicht mag und jedesmal wieder dazu sage, dass ich kein Gulasch möchte, erhalte ich das nächste mal wieder „Gulasch“ als Top-Empfehlung. Und das, trotzdem ich Veganer bin und einer der Spitzenköche am Herd auch ausgezeichnete vegane Curries kochen kann.

Warum, frage ich den Kellner, erhalte ich immer nur Gulaschempfehlungen? Er weiß von mir, dass ich viele Freunde habe, die wöchentlich einen Gulasch-Stammtisch hier im Restaurant haben, die veganen Speisen werden ausserdem erstens fast nie bestellt und zweitens danach nicht gelobt. Genauso geht es uns tagtäglich auf Facebook.

Danke an Ursula Frais, die meine komplexen sozioökonomischen Gedanken in ein Bild aus der Gastronomie verpackt hat. Dass sie zu dem Zeitpunkt hungrig war tut ja nichts zur Sache J

Filter-Bubble für den Zivildienst?

Bis jetzt habe ich immer gedacht, die „Filter-Bubble“-Diskussion zu Facebook ist eine weitere digitale „Urban Legend“, zumindest was ihre Relevanz für den Durchschnittsbenutzer betrifft – doch ich dürfte mich getäuscht haben.

Begonnen hat es mit einem Kommentar von Martin Pitzl unterhalb eines vielgelesenen und kommentierten Facebook-Beitrags:

Wusstet ihr dass es nicht die Aufgabe des Roten Kreuzes ist Zivildiener zu beschäftigen oder ein muss ist den Rettungsdienst zu organisieren? Finde es ehrlich gesagt einen Wahnsinn dass ihr eine derart riesige pro Zivi Kampagne macht während die Rot Kreuz Kernthemen untergehen. […]

Ergänzt wird das durch ein Twitter-Posting desselben Users, mit ähnlichem aber verkürztem Inhalt.

Rotkreuz-Kernthemen gehen unter? Zivi-Kampagne? Da habe ich mir überlegt, wie es zu einer derartigen Einschätzung – wir würden monothematisch kommunizieren – kommt, wo wir doch Tag für Tag verschiedenste Themen auf Facebook und im Rotkreuz-Portal publizieren? Zivildienst haben wir zwar schon das eine oder andere mal gepostet, aber insgesamt doch nicht übertrieben? Meine persönliche Wahrnehmung am Bottleneck zwischen Webportal und Facebook ist da eine total andere.

Ein paar Beispiele der letzten zehn Tage:

Dabei sind die Themen im Jugendportal www.helpstars.at noch gar nicht mitgezählt. Wie kommt es nun, dass ein für das Rote Kreuz mehr als interessierter und kritischer User all das nicht mitbekommen kann? Zunächst dachte ich an selektive Wahrnehmung. Doch dann – ja, da war doch was. Filterbubble (Jene, die den Sascha Lobo mal linkte), ist das Schlagwort. Vermainstreamung im digitalen Medienkonsum durch Edgerank und Co.

Statistik lügt nie?

Die Statistik lügt nicht: Viralität durch die Filterbubble?

Beobachten wir mal die Statistik der Rotkreuz-Facebook-Page im vergangenen Monat. Dort sind wir im Bereich jener Beiträge, die mehr als 10.000 Personen Reichweite haben schon deutlich monothematischer: von den fünf Beiträgen betreffen vier das Thema Zivildienst und einer die Katastrophenhilfe des Roten Kreuzes in Kärnten nach dem Hochwasser in Lavamünd. Alle anderen – aus meiner Sicht  – genauso interessanten Informationen des Österreichischen Roten Kreuzes erreichen deutlich weniger Personen, wohl weil sie weiter im „long Tail“ unserer Informations-Speisekarte sind.

Das passiert, weil Facebook den Benutzerinnen und Benutzern vorschlägt, was sie am ehesten interessiert, bzw. besser formuliert: Es werden Beiträge vorgeschlagen, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion am größten ist. Ganz so wie mein Gulasch-Kellner am Anfang. Das ist zunächst aufgrund des Interesses des eigenen Netzwerks (also der Freundinnen und Freunde) begründet. Wenn meine Kontakte also ein Posting besonders oft liken, teilen oder kommentieren, dann erhalte ich diese Nachricht signifikant öfter in meiner Timeline. So kommt es, dass man in seinem möglichen Beitragskonsum durch den Geschmack der Crowd gesteuert wird. So bestimmt Facebook die Beiträge, die ich zu Gesicht bekomme und damit konstruieren – wenn ich Pech habe – die Zuckerbergschen Algorithmen viel mehr meine Realität als die Absender der Botschaften. Aber auch das entspricht der Lebensrealität „in real life“. Wenn ich dort nur meinem Stammtisch und dem  Boulevard vertraue, wird sich mein Weltbild – so es davor nicht schon eindimensional war – rasch von bunt in Richtung monochrom verändern …

Domainstrategie?

Heute durfte ich bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Domainverwalters nic.at über die Domainstrategie des Österreichsichen Roten Kreuzes sprechen. Grund war der Launch der Kampagne „Domains machen mehr daraus“ mit der die Hüter der .at-Domains die Endkunden (vermittelt über die so genannten Registrare) auf die Zeit nach der Freigabe der TLDs durch ICANN vorbereiten wollen.

Neben dem Geschäftsführer von NIC.at, Richard Wein war auch KR Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung und Informationstechnologie in der Österreichischen Wirtschaftskammer unter den Rednern.

Ein Video von Ver Vie Vas erklärte – ich meine sehr anschaulich – die Kampagne und den Sinn von Domainmanagement in KMUs:

Davor waren noch die Statements der Vertreterinnen zu hören. Richard Wein von nic zitierte aus der nic.at Domain-Studie, die Grundlage für die PLanung einer Kampagne zum Thema Domains. Auf der Website www.domainsmachenmehrdaraus.at – so der Geschäftsführer – finden Unternehmen zahlreiche Tipps und Tricks, um den Auftritt im WWW zu optimieren, sich für die Domainzukunft zu rüsten und Vorteile im Suchmaschinenranking zu erzielen.Die wichtigsten Ziele:

  1. Erstens, Österreich fit machen für das Jahr der Domain 2013 und damit für die Zukunft im Internet.
  2. Und zweitens aufzeigen, wie intelligente Domainstrategie zusätzliche Besucher auf Websites bringt.

»Domains machen mehr daraus« wendet sich an Private und Unternehmen gleichermaßen. Die Initiative stellt Werkzeuge und Inhalte bereit, die Agenturen, Institutionen und Einzelpersonen intelligente Domainstrategien vermitteln. Im Jahr 2013 werden zahlreiche Neuerungen im Bereich der Domains eingeführt. Zum Beispiel kommen über 1.000 neue Domain-Endungen auf den Markt wie etwa .wien oder .reise – die sogenannten Top-Level-Domains. Die Möglichkeiten und Chancen wachsen, aber mit ihnen auch der Beratungsaufwand. Deshalb weist die Initiative auf die Wichtigkeit intelligenter Domainstrategien hin. Denn Studien zeigen, dass die Mehrheit ihre Domains eher beliebig managed und nur die Minderheit aktiv mit ihren Assets umgeht. »Domains machen mehr daraus« will diesen Umstand ändern. Zusammen mit zahlreichen .at Registraren alleine in Österreich bietet die Initiative eine flächendeckende Anlaufstelle für Beratung und Know-how.
so Richard Wein.

 

Gerald Czech, Richard Wein und Alfred Hartl bei der Pressekonferenz von nic.at am 10. Oktober 2012 in Wien
Gerald Czech (Österreichisches Rotes Kreuz), Richard Wein (Nic.at)  und Alfred Hartl (Wirtschaftskammer Österreich) bei der Pressekonferenz von nic.at am 10. Oktober 2012 in Wien

 

Der Wirtschaftskammervertreter betonte, wie wichtig eine kluge Online-Marketingstrategie und damit auch eine Domainstrategie ist. Als Beispiel nannte er die Wahl der Geschäftsadresse in der Realität, „weil es einen Unterschied macht, ob man in als Geschäftsadresse Am Rautenweg oder Am Graben hat.“

Der Internetauftritt ist für viele kleinere und mittlere Betriebe zur digitalen Visitenkarte geworden und daher ist ein professioneller Auftritt Pflichtprogramm. Das bestätigt auch die Hälfte der österreichischen Unternehmen (genau 47 %), die im Rahmen der E-Business-Studie 2011 der WKÖ befragt wurden (aktuelle Studie wird gerade fertiggestellt). Mehr als zwei Drittel der Befragten (genau 79%) konnten durch Investition im IT-Bereich die Kundenkommunikation verbessern.

so Alfred Hartl (WKO).

Die Domainstrategie des Österreichischen Roten Kreuzes konnte im Anschluss als Best Practice dienen, dass Domainstrategie auch im Nonprofit-Bereich ein wichtiges Element der integrierten (online-) Kommunikationsstrategie ist. Nahezu 56.773 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten Tag für Tag persönlich und zumeist direkt an den Menschen in Not und sozial Schwachen aus Liebe zum Menschen – diese Arbeit wird durch on- und offline Kommunikation unterstützt. Einen wesentlichen Beitrag liefert dazu das größte Österreichische humanitäre Nonprofit-Portal www.roteskreuz.at. Dort versuchen wir die unterschiedlichen Zielgruppensegmente durch verschiedene Domains zielgerichtet zum richtigen Ort im Portal zu leiten. Von hauskrankenpflege.at oder betreut24.at bis hin zu erstehilfe.at oder notarztwagen.at erstrecken sich unsere Leistungen und damit die Domains über sehr viele Bereiche des täglichen Lebens. Bei der Domainregistrierung war uns wichtig, diese Breite zu zeigen und so auch die Mobilisierungsmöglichkeiten in Richtung Freiwilliger stärker auszubauen.

Mit Domains rund um diese Themen bringen wir einerseits die Leute direkt auf das relevante Angebot auf unserem Portal. Auf der anderen Seite helfen uns aussagekräftige Domains, bei den Suchmaschinen thematisch gut gerankt zu sein und so das Feld nicht anderen zu überlassen. Wir sehen Domainnamen als Bestandteil unserer Gesamt-Kommunikation, wo eine Strategie in die andere greift. Andererseits ist es unsere Aufgabe, das Rotes Kreuz (das ja im Kriegsfall auch ein Schutzzeichen ist) auch im Internet zu schützen und so das Vertrauen, das in uns gesetzt wird, zu sichern. Natürlich helfen uns unsere Domains auch, spezielle Zielgruppen anzusprechen wie z.B. mit unserem nagelneuen Jugendportal helpstars.at.
so werde ich in den Unterlagen zitiert.

Bis heute Abend wurde bereits auf derstandard.at, wienerzeitung.at oder futurezone.at von der Pressekonferenz berichtet.

Helpstars, jeder kann ein Star sein

It’s a long hard way to the top, sangen einst schon AC/DC, ein Motto, dass auch sehr gut auf langfristige Organisationsentwicklungsprozesse und Projekte passt, die an solche Prozesse gekoppelt sind.

Helpstars, das humanitäre Jugendportal von Österreichischem Roten Kreuz und Österreichischem JugendrotkreuzHeute ist, nach über zwei Jahren intensiver Vorbereitung das Rotkreuz-Jugendportal HelpStars offiziell online gegangen, ein Projekt, an dem im Laufe der Zeit sehr viele verschiedene Menschen mitgearbeitet und Input geliefert haben. Wir wussten schon seit langem, dass die Zielkunden/innen unseres Rotkreuz-Portals www.roteskreuz.at (Social Media Release aus dem Jahr 2008) und jene der Jugendrotkreuz-Website www.jugendrotkreuz.at  ein grosses Zielkund/innensegment auslassen, das einerseits Konsument der humanitären Leistungen von Rotem Kreuz und Jugendrotkreuz ist und andererseits auch selbst aktiv an der Gestaltung beider Organisationen mitpartizipiert: Die Jugend.

Was lange währt wird endlich gut

Schon im Jahr 2009 konnte ich als Host der NPO-Blogparade das Thema integrierte Kommunikationsstrategien für Jugendliche Zielgruppen diskutieren und auch zusammenfassen. Danke an dieser Stelle nochmals allen Teilnehmerinnen, deren Ideen und Gedanken in sämtliche späteren Projektphasen einfließen konnten. Ein weiterer Input kam von der Wirtschaftsuniversität Wien: Vier Studierende erstellten im Rahmen eines zweisemestrigen Projekt- und Methodenseminars am Institut für Public Management eine Jugendmarketingstrategie und haben diese Arbeit auch in einem Gastbeitrag im Blog beschrieben.

Der gemeinsame Auftrag aller Landesorganisationen des Österreichischen Roten Kreuzes und der Landesleitungen des Österreichischen Jugendrotkreuzes zur Erstellung eines eigenen Jugendportals erfolgte Anfang 2011. Nach beratender Unterstützung von Seiten YaketyYak wurde Mitte 2011 mit dem Mikromischkonzern super-fi auch ein kreativer Umsetzungspartner gefunden, der die Site im CMS Typo3 umgesetzt hat. Die Suche verwendet einen Apache Solr-Server, eine Lösung, die auch mittelfristig für andere Rotkreuz-Sites angedacht ist. Die IT-Infrastruktur qloudwise wird weiterhin von unserem bewährten Partner Amaris bereitgestellt.

Im Rahmen der Entwicklung wurden einerseits die Stakeholder aus dem Roten Kreuz regelmäßig immer wieder eingebunden, andererseits wurde stark auf die Meinung der Zielgruppe gehört: Jugendgruppen des Roten Kreuzes wurden genauso befragt, wie externe Jugendliche, denn das Portal soll schlussendlich für die Jugendlichen zur Verfügung stehen. Eine profunde Einbindung und Nutzung  der aktuellen Social-Media-Kanäle gehört nun genauso zum Portal, wie professionelle Recherche und Themenaufbereitung durch die dafür zuständige Redakteurin.

Aus dem Factsheet zum Portal:

HelpStars versteht sich als jugendliches Serviceportal für die Hilfestellung, niederschwellige Beratung und Information zu Themen des täglichen Lebens innerhalb und außerhalb der Schule. Wir wollen die Jugendlichen unpolitisch, ohne religiösen Hintergrund und ideologiefrei begleiten, unterstützen und von der humanitären Idee begeistern. Dazu bietet die Plattform Anknüpfungspunkte, um selbst aktiv zu werden. Die Jugendlichen sind Userinnen und Content-Lieferanten zugleich

Eine fast zweimonatige Betaphase seit Anfang August diente ebenfalls dazu, das Portal von technischer Seite, aber auch thematisch und inhaltlich auf die Nutzerinnen und Nutzer auszulegen. Auch eine Umfrage auf unserem Online-Survey-Tool unterstützte uns dabei um die Meinung der „Crowd“ einzufangen.

Facebook ohne Gesichter?

Wie das Rote Kreuz in Sozialen Netzen wir Facebook oder Google+weltweit auf das Schicksal von Millionen Vermissten und ihrer Angehöriger aufmerksam macht.

Ein leerer Bilderrahmen statt des Profilbilds erinnert an den Welttag der Verschwundenen

Wer hat es in den vergangenen Tagen noch nicht bemerkt. Statt eines Profilbildes findet man bei seinen Kontakten in Facebook oder Google Plus lediglich einen leeren Bilderrahmen an dessen Rand einfach „the missing“ steht. „The missing“ ist in diesem Falle der Verweis auf die Kampagne des Roten Kreuzes, das damit auf den Welttag der Verschwundenen am 30. August aufmerksam machen will.

Zum Welttag der Verschwundenen

In einer Aussendung erklärt das Österreichische Roten Kreuz heute früh:

Weltweit gelten mehr als zwei Millionen Menschen als verschwunden. Unter „Verschwinden“ versteht man die unbegründete Festnahme von Menschen durch staatliche Organe oder bewaffnete Kämpfer. „Oft werden die ‚Verschwundenen’ ermordet, in anderen Fällen an einem unbekannten Ort festgehalten. Jedenfalls ist dieses Vorgehen eine Menschenrechtsverletzung“, sagt Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Am 30. August – dem Tag der Verschwundenen – wird weltweit an das Schicksal von Menschen erinnert, die gegen ihren Willen festgehalten werden und deren Angehörige im Unklaren über ihren Verbleib sind.

Eine Österreichische Idee geht um die Welt

Bereits im vergangenen Jahr konnte das leere Profilbild ausgehend von der Facebook-Seite des Österreichischen Roten Kreuzes mehrere Tausend Menschen informieren. Bereits damals wurde die Idee auch international aufgegriffen, wie ich in einem früheren Blogpost berichtet habe. Heuer wurde die Kampagne – gerade wegen des großartigen viralen Erfolgs im vergangenen Jahr – auch vom internationalen Komitee vom Roten Kreuz übernommen und an die Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften weltweit weitergeleitet, um hier möglichst viele Menschen zu erreichen.

Das Schweizerische Rote Kreuz hat bereits mit der Aktion begonnen, viele weitere Rotkreuz-Gesellschaften werden werden hoffentlich noch folgen.

Social Media als Erfolgsrezept für das Rote Kreuz?

Immer wieder haben wir in den vergangenen Monaten viele Menschen motivieren können, das Medium Facebook auch für das „digitale Campaigning“ zu verwenden, ich

Dunant Myself war eine Facebook-Aktion zum Weltrotkreuz-Tag
Zum Weltrotkreuz-Tag konnte man vor zwei Jahren sein Profilbild mit dem Antlitz des Rotkreuz-Gründers Henri Dunant verschönern.

erinnere nur an die Aktion mit der passenden Jacke zum Weltrotkreuz-Tag, die Freiwilligen-Kampagne zum Anlass des Europäischen Jahrs des ehrenamtlichen Engagements oder die Aktion „Dunant myself“ (inzwischen nicht mehr online). Es konnten mit diesen Kommunikationsprojekten auf diesen Kanälen jedes mal viele Tausend Menschen erreicht werden, die sich auch persönlich einbringen konnten, und damit gezwungen waren, sich mit der Marke Rotes Kreuz auseinander zu setzen. Doch es braucht nicht nur das Soziale Netzwerk, gerade die Geschichte hinter einem Projekt ist wichtig, hier ist nicht nur die Kreativität, sondern auch die Authentizität gefragt, davon bin ich überzeugt.

Mehr Material zum Welttag der Verschwundenen

Wer bildet dem Kurier eine Rettungsgasse aus dem Sommerloch?

Heute einmal realpolitische Österreichische Satire im Sommerloch, oder wie man als chronikaler Tageszeitungsjournalist auch mal zu bundesweiten Zitaten kommt, ohne reale Fakten zu haben.

Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass es hier weder darum geht, ob die Rettungsgasse gut ist, oder schlecht. Eine Meinung kann man sich – davon bin ich überzeugt – erst mittel- und langfristig bilden, es macht auch keinen Sinn ein Stadtentwicklungskonzept 2 Monate nach inkrafttreten zu evaluieren. Klar, dass die Meinungslage unter Österreichs AutofahrerInnen hier divers ist, geht es doch um zwei der emotionalsten Dinge, mit denen man einem Homo Austriacus konfrontieren kann: die heilige Kuh der individuellen Mobilität einerseits und den Stau der jedem wertvolle Lebenszeit stiehlt, die man sonst vor dem Fernseher oder auf der Toilette verbringen könnte.

Bereits im gestrigen Kurier wurde ein erster – nennen wir ihn mal schlampig recherchiert – Artikel publiziert, der mit der „Rettungsgasse“ so richtig aufräumt. Dort wird jemand zitiert, von dem in Österreich bis dahin niemand gehört hat:

„Wir sind seit 27 Jahren einsatzmäßig im Staubereich unterwegs. Es gab keinerlei Notwendigkeit für die Rettungsgasse. Sie wird auch niemals funktionieren“, sagt Hermann Dominik, Leiter der Sanitätsstaffel des Österreichischen Rettungsdienstes. „Wer die Rettungsgasse wieder abschafft, den schlage ich für einen Orden vor.“

Dominik wer? Österreichischer Rettungsdienst? Mal schnell auf deren Homepage geschaut. Eigenartig stimmt mich, dass man kein Impressum findet. Der nic.at-Eintrag für die Domäne verweist als Besitzer auf den im Kurier zitierten Herrmann Dominik, keinen Verein. Auf der Homepage selbst (hoffentlich korreliert die Qualität der angebotenen Services nicht mit der Qualität des Webdesigs)  findet man den Präsidenten der Organisation, der den selben Namen trägt, wie der Leiter der Sanitätsstaffel und den „Zuständigkeitebereich“: Zell am Ziller, Lungau oder das Ennstal. Alles drei klare Qualifikationen für ein Interview mit dem Kurier. Und alles drei auch stark von Stau-belasteten Autobahnen durchzogene Regionen Österreichs.

Okay, denk ich mir. Halt den falschen Interviewpartner erwischt. Doch siehe da, der nächste Tag kommt mit der aufgewärmten Geschichte vom Vortag, allerdings nun mit „politischer“ Komponente. Wer wird nun zitiert? Richtig. besagter Herr Dominik, der damit zwei Tage hintereinander zu „15 Seconds of fame“ kommt – so viel hätte ihm wohl auch Andy Warhol nicht zugestanden. Zumindest nicht bei diesem Thema.

Wie berichtet, üben Polizisten, aber auch Feuerwehren Kritik an der Rettungsgasse. Der Österreichische Rettungsdienst forderte sogar eine rasche Abschaffung. „Es gab keinerlei Notwendigkeit für die Rettungsgasse“, sagt  der Leiter der Sanitätsstaffel des Rettungsdienstes Hermann Dominik. „Sie wird auch niemals funktionieren.“

Noch skeptischer macht der Versuch „ÖRD“ oder Österreichischer Rettungsdienst im zentralen Vereinsregister aufzufinden. Mir ist das leider nicht gelungen. Mangels online-Verweis auf eine ZVR Nummer, die im öffentlichen Verkehr anzugeben ist, fällt es schwer, den legalen Status obgenannter Organisation überhaupt zu überprüfen, wundert mich daher, wie der NÖ Kurier diese Geschichte und den OT verifiziert hat. Auch das Impressum der Seite fand ich nicht. (Korrektur 13:45: wurde von mehreren Lesern aufmerksam gemacht, dass die ZVR-Nummer auf einer Unterseite zu finden ist und ZVR: 531244459 lautet. Mein Recherchefehler. Zum Glück schreibe ich in keinem Medium)

Spannend ist allerdings die Genese des exklusiven Interviewpartners, was seine Meinungsbildung hinsichtlich der Rettungsgasse betrifft: Was sagt die Homepage seiner Organisation noch im Juli? (Danke, Google-Cache: http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache%3A4DqEAIA5iYAJ%3Awww.oerd.or.at%2Fcategory%2Frettungsgasse-ab-2012-auf-osterreichs-strasen-pflicht-%E2%80%93-asfinag-und-osterreichischer-rettungsdienst-informiert-uber-verbesserung-im-rettungsdienst+&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=at&client=firefox-a)

Um diese Situationen zu verbessern erfolgt nun die vom ÖRD stets gewünschte Einführung einer RETTUNGSGASSE ab 2012 im österreichischen Straßenverkehr bei Stau und Notfällen: ÖRD Rettungsfahrzeuge und Fahrzeuge anderer Organisationen kommen oftmals nur deshalb mit Verzögerung an den Unfallort, weit die Zufahrt durch andere stehende Fahrzeuge behindert werden.

Dazu fällt mir nur Robert Hochners Zitat ein, dass die Rache des Journalisten an den Politikern das Archiv sei. In dem Falle wäre eine Archivsuche in jedem Fall erkenntnisreich gewesen, sie hätte das Bild über den freigiebigen Spender des Zitats in jedem Falle erweitert.

Wieder Fakten, die dem Redakteur wegen fehlender Web-Literacy wohl nicht zugänglich waren. Apropos Fakten. Auch diese wurden offenbar nicht recherchiert, denn weder das Rote Kreuz, noch die Feuerwehr, geschweige denn der Samariterbund wurden gefragt. Auch nicht jene, die Daten zu den Vermutungen „Teilweise seien die Anfahrtszeiten zu Unfällen länger als früher über den Pannenstreifen, heißt es“ (Kurier, 10. 8. 2012) hätten:

144 NOTRUF NIEDERÖSTERREICH – die Niederösterreichische Rettungsleitstelle – beispielsweise vermerkte heute auf Facebook, dass die objektiven Zahlen zu den Einsätzen der medialen Information zumindest widersprechen. Das tut aber nichts zur Sache, wenn es um Österreichs AutofahrerInnen geht, und neue Rechtslagen – wenn man damit „denen da oben“ eins auswischen kann:

Fakten zum Thema Rettungsgasse – Wir haben nun die Daten aus unserem Einsatzleitsystem verifiziert und die Eintreffzeiten ausgewertet.
Auf Niederösterreichs Autobahnen und Schnellstrassen gab es 2010 exakt 2032 Events, im Jahr 2011 exakt 2032 Events und im Jahr 2012 bis heute exakt 1188 Einsätze.
Dabei zeigt sich, dass es durch die Rettungsgasse keinesfalls eine Verschlechterung der Eintreffzeiten gab, im Gegenteil, die Zeiten an vergleichbaren Unfallorten sind tendenziell besser.

Doch „kalt“ schreibt es sich einfach besser, denn Fakten sind nicht immer gut geeignet, das Thema so rüber zu bringen, wie es intendiert ist.

Einem Journalismus-Experten nach, Chefredakteur Journalistenakademie im Schülermagazin des Gymnasiums in Hinterstoder, funktioniert diese Art der Berichterstattung allerdings niemals, „Weil die Österreicherinnen und Österreich solch einfaches Spiel mit Namedropping um das Sommerloch zu füllen durchschauen und notfalls selbst recherchieren, wenn das schon nicht die Medien machen“.

Vielleicht können ja die anderen Medien, die in die Falle des NÖ-Kuriers getappt sind, dem Kurier eine Rettungsgasse aus dem Sommerloch bilden?

Vielleicht mag ja kobuk.at auch darüber berichten?

 

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