Handy im Notfall?

Die Idee, auf seinem Mobiltelefon Notfallnummern zu speichern und mit „IN“ („Im Notfall“, auf Englisch als „IN case of emergency“) zu kennzeichnen, kommt aus Großbritannien. In den letzten Monaten zirkulieren auch in Österreich in diversen Internet-Foren und -mailings Anleitungen zum Anlegen von „Im Notfall anrufen“ – Nummern. Wahrscheinlich wird sich dieser Trend in den nächsten Monaten noch verstärken.

Das Rote Kreuz greift die Idee gerne auf und wird in den nächsten Wochen diverse Informationskanäle nutzen, um die Bevölkerung zu „IN“ zu informieren.

Üblicherweise werden seitens des Rettungsdienstes keine Angehörigen verständigt (ausgenommen bei Minderjährigen, deren Erziehungsberechtigte informiert werden). Ob jemand ein IN in seinem Mobiltelefon gespeichert hat oder nicht, ist daher für die Qualität der präklinischen Versorgung nicht von Bedeutung.

Die Information nutzen können diejenige, deren Aufgabe es ist, die Angehörigen von Erkrankten oder verletzten Personen zu informieren – Polizei und Krankenhaus.

Wir empfehlen daher vor allem den folgenden Zielgruppen, eine oder mehrere „IN-Nummern“ im Handy zu speichern:

  • Kinder und Jugendliche
  • Besucher von Großveranstaltungen
  • Reisende ins Ausland bzw. aus dem Ausland
  • Alleinstehende, ältere Menschen
  • Chronisch Kranke
  • Wir beabsichtigen auch, „IN“ im Rahmen der kommenden Fußball-Europameisterschaft 2008 – speziell für unsere internationalen Gäste – zu propagieren.

    FAQ:

    Wie speichert man eine „IN-Nummer“?

    Einfach die Rufnummer der Person, die angerufen werden soll, unter dem Namen „IN – [Kontaktperson]“ speichern, z.B „IN – Mama“ oder „IN – Karl“.

    Am besten mit der Internationalen Vorwahl (Österreich: +43) und einem Sternchen „*“ nach der Nummer (damit funktioniert die Nummer wie üblich, aber die Kontaktperson ruft nicht als „IN“, sondern unter dem normalen gespeicherten Namen an).

    Wie speichere ich mehr als eine „IN -Nummer“?

    Die Bezeichnungen nummerieren, z.B. „IN 1 – [Kontaktperson1]“, „IN 2 – [Kontaktperson2]“

    Ersetzt IN den Notruf?

    IN und Notruf sind zwei völlig verschiedene Themen. IN zielt darauf ab, Angehörige leichter zu finden, die informiert werden sollen. Polizei und Krankenhaus können die Nummer nutzen, um schneller und sicherer zu informieren.

    Wie verbreitet ist IN?

    Derzeit ist IN in Österreich noch in seinem Anfangsstadium und wird vor allem durch Mundpropaganda verbreitet. Die Initiative des Roten Kreuzes soll für einen höheren Durchsatz in der Bevölkerung sorgen, alle Initiativen, die Information weiterzugeben, sind willkommen.

    Haben wir Medien-Partner für die Aktion?

    Wir haben vor, das Thema bewusst offen und ohne bevorzugten Medienpartner zu gestalten. Lokale und regionale Medienpartner können gerne eingebunden werden, Initiativen, die die Anregung in unserem Sinne weiter tragen, sind willkommen.

    Welche Notrufnummern soll man speichern?

    Die Euro-Notrufnummer 112 (über sie erreicht man in ganz Europa Hilfe) – nur „112“ (ohne Vorwahlen) speichern.
    Ebenfalls ohne Vorwahl im Handy speichern – die in Österreich geltenden Notrufnummern 122 – Feuerwehr, 133 – Polizei, 144 – Rettungsdienst.

    Was kann ich sonst noch tun?

    Einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz besuchen, denn auch die beste technische Vorbereitung und Unterstützung kann die lebensrettenden Handgriffe des ausgebildeten Ersthelfers ersetzen. Im Internet befindet sich auch ein online-Kurs: www.erstehilfe.at

    7 Gedanken zu „Handy im Notfall?“

    1. Seit eh und je tragen meine Familienangehörigen und ich ein Kärtchen mit den Kontaktdaten der im Notfall zu verständigenden Angehörigen bei den Ausweisen mit uns.

      Diese Hinweise sind viel leichter als eingespeicherte Nummern auf einem fremden Handymodell zu finden, mit dessen Handhabung der/die HelferIn u.U. nicht vertraut ist.

    2. Danke für die ersten Kommentare. Das mit der Karte, die man zum Beispiel im Ausweis hat ist auch eine gute Idee. Die Mobiltelefon-Möglichkeit ist als Erweiterung gedacht – sozusagen als Sicherheitsnetz.

      Zum Englischen Begriff: ICE heißt leider im Deutschsprachigen Raum etwas ganz anderes: nämlich InterCityExpress (siehe wikipedia.de) zudem gibt es bereits einige kommerzielle ICE-Services, die wie eine Mischung von Versicherungskarten und Rufhilfe-Angeboten kostenpflichtig funktionieren. Aus dem Grund haben wir uns dem Deutschen Modell „IN“ angeschlossen (btw. ICE ist eine eingetragene Marke).

      mlg
      redcrosswebmaster

    3. Natürlich ist im deutschprachigen Raum IN dem ICE überlegen. Nur warum sagen wir auch SOS und nicht RUS (Rettet unsere Seelen)? Weil es jeder versteht und es weltweit gleich ist…

      Und gerade bei der EM 2008 werden sehr viele nicht deutschprachige Gäste hier sein, da macht dann IN noch weniger Sinn…

      Die Aussage: „Ob jemand ein IN in seinem Mobiltelefon gespeichert hat oder nicht, ist daher für die Qualität der präklinischen Versorgung nicht von Bedeutung.“ finde ich mutig. Was macht man zB beim Patienten mit Bewußtlosigkeit unklarer Genese. Da gibt es eine große Möglichkeit an Vorerkrankungen. Vielleicht weiß ja ein Angehöriger Bescheid, oder ist es besser im Nebel herumzustochern?

    4. Hi Günter,

      ICE scheidet aus, weil ICE eine (geschützte) Marke ist [http://www.icecontact.com/]. Egal ob es besser wäre – wir dürfen es nicht verwenden.

      >Was macht man zB beim Patienten mit Bewußtlosigkeit unklarer Genese. Da gibt es eine große >Möglichkeit an Vorerkrankungen. Vielleicht weiß ja ein Angehöriger Bescheid, oder ist es besser im Nebel >herumzustochern?
      Also hinsichtlich der Gesamtzahl der Rettungs- und Notartzeinsätze ist dieser Fall ein sehr unwahrscheinlicher. In meiner nun 17-Jährigen RKT und NAW-Geschichte waren das so 2 Fälle (von über 2.000) in denen wir nach Angehörigen telefoniert haben. Angesichts einer Wahrscheinlichkeit von einem Promill (möglicherweise sind meine Erfahrungen biased, also nehmen wir eine 10-fache Wahrscheinlichkeit an, also ein Prozent – wir haben im System noch immer 100te intervenierende Variablen, deren Wahrscheinlichkeit, die Qualität der präklinischen Versorgung zu beeinträchtigen, deutlich höher ist. Anbetracht dieser Zahlen ist es legitim vereinfachend zu sagen, dass die Qualität nicht beeinträchtigt wird, zumal viele (potentielle) PatientInnen zudem noch andere Möglichkeiten festgelegt haben, wie man ihre Angehörigen kontaktiert (auf einer Karte, im Kalender, …)

      mlg
      redcrosswebmaster

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